Neujahr in Camp Hol beginnt mit Mord

Das neue Jahr im Auffang- und Internierungslager Hol in Nordostsyrien hat mit einem weiteren Mord begonnen. Im Abschnitt für syrische Binnengeflüchtete ist die Leiche eines mit vier Kopfschüssen niedergestreckten Mannes gefunden worden.

Im Auffang- und Internierungslager Hol in Nordostsyrien haben Sicherheitskräfte der Autonomieverwaltung die Leiche eines Unbekannten gefunden. Der Tote wurde mit vier Kopfschüssen niedergestreckt. Es wird vermutet, dass es sich bei dem oder den Tätern um Mitglieder klandestiner Zellen der Terrorgruppe „Islamischer Staat“ (IS) oder der IS—Jugendorganisation „Junglöwen des Kalifats“ handeln könnte.

Wann das bislang unbekannte Opfer ermordet worden ist, muss eine Obduktion klären. Der Fund der Leiche wurde am Neujahrstag im vierten Abschnitt des Lagers nahe Hesekê gemacht, in dem syrische Binnenflüchtlinge untergebracht sind. Der Asayîş hat die Ermittlungen zur Identität des Getöteten eingeleitet und eine Fahndung nach dem oder den Verantwortlichen gestartet.

Hol gilt als Brutstätte des IS, dort leben derzeit gut 57.000 Menschen aus über fünfzig verschiedenen Ländern, darunter tausende IS-Familien, die nach der Einnahme der letzten IS-Bastion Baghuz Anfang 2019 von den Demokratischen Kräften Syriens (QSD) aufgegriffen wurden. Etwa die Hälfte aller Internierten sind Minderjährige, vielen wird die IS-Doktrin beigebracht. Dadurch entsteht die Gefahr, dass eine neue Generation von Terroristen geschaffen wird. Doch die meisten Herkunftsländer verweigern sich der Rücknahme ihrer Staatsangehörigen und entziehen sich ihrer Verantwortung.

2021 mindestens 127 Mordfälle

Verantwortlich für die Indoktrination der Kinder mit der IS-Ideologie sind die von linientreuen IS-Anhängerinnen im Sektor „Muhadschirat“ aufgebauten Strukturen. Diese Dschihadistinnen haben auch nach dem Vorbild der sogenannten Al-Khansa-Brigade (Liwa al-Khansa), der IS-Religionspolizei für Frauen, die Hisba-Truppe aufgebaut. Diese begeht immer wieder Gräueltaten an Personen, die sich nicht an die Verhaltensnormen des IS halten. 2021 gab es mindestens 127 Mordfälle in Camp Hol, die allesamt auf das Konto der Hisba-Truppe und der „Junglöwen des Kalifats“ gehen sollen. Erst am Freitag war ein 33-jähriger Mann aus dem nordsyrischen al-Bab tot aufgefunden worden. Wenige Tage zuvor entdeckten Sicherheitsleute einen unterirdischen Tunnel, der für die Ausbildung der IS-Jugendorganisation und als Versteck jugendlicher Attentäter genutzt wurde.