Nach Erdbeben: Erste Cholera-Tote in Syrien

Mehr als drei Wochen nach dem Erdbeben in der türkisch-syrischen Grenzregion ist die offizielle Zahl der Todesopfer auf über 51.000 gestiegen. Nun werden erste Cholera-Tote gemeldet.

Nach den verheerenden Erdbeben in der türkisch-syrischen Grenzregion vor mehr als drei Wochen mit zehntausenden Todesopfern in beiden Ländern und abertausenden Verletzten werden nun auch erste Cholera-Tote gemeldet. Es gebe zwei Tote im Nordwesten von Syrien, sagte ein Mitarbeiter des sogenannten Zivilschutzes, der auch als „Weißhelme“ bekannt ist, am Dienstag der Nachrichtenagentur Reuters.

Wo genau sich die Todesfälle ereigneten, ist nicht bekannt. Die „Weißhelme“ sind in der vom Al-Qaida-Ableger Hayat Tahrir al-Sham (HTS) beherrschten Provinz Idlib und in dem ehemaligen kurdischen Kanton Efrîn aktiv, der 2018 im Zuge eines türkisch-dschihadistischen Angriffskrieges zerschlagen wurde.

Bei den Beben Anfang Februar und zahlreicher Nachbeben waren nach offiziellen Angaben auf syrischer Seite mehr als 5.900 Menschen getötet worden. Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte ging zuletzt aber von mehr als 6.700 Toten aus. Auch Strukturen im Gesundheitswesen und in der Wasserver- und Entsorgung wurden infolge der Erschütterungen zerstört. Deshalb wird ein weiterer Anstieg der Cholera-Fälle befürchtet, die auf schweren Durchfall und Erbrechen in Folge von verunreinigtem Trinkwasser und mangelnder Hygiene zurückzuführen sind.

Cholera in Syrien

In Syrien leiden die Menschen zudem unter den Folgen jahrelangen Krieges, der die Wasserversorgung vielerorts zerstört hat. Gerade im Norden und Nordwesten des Landes musste ein Großteil der Bevölkerung deshalb bereits vor den Erdbeben auf unsichere Wasserquellen zurückgreifen, um sich zu versorgen.

Schon im August 2022 gab es erste Meldungen über Cholerafälle in Syrien. Einen Monat später erklärte das Regime in Damaskus dann offiziell einen Cholera-Ausbruch, die meisten Fälle wurden im Großraum von Aleppo bestätigt. Von der Epidemie waren auch die Autonomiegebiete Nord- und Ostsyriens betroffen. Im Oktober bestätigten die dortigen Gesundheitsbehörden 36 Todesfälle.

Angst in der Türkei

Die Lage nach dem Erdbeben birgt nun das Risiko eines sprunghaften Anstiegs der Cholera-Fallzahlen. Dies hätte das Potential, die ohnehin katastrophale Lage in den betroffenen Gebieten erheblich zu verschärfen. Auch in den Erdbebengebieten in der Türkei herrscht Angst vor Cholera und anderen Seuchen. Dort starben laut offiziellen Angaben mindestens 45.089 Menschen bei den Erdbeben. Berufsverbände wie die Ärztekammer, zivilgesellschaftliche Organisationen und oppositionelle Parteien gehen allerdings von mindestens doppelt so vielen Toten aus.

Foto: Aufbau von Zelten in der selbstverwalteten Şehba-Region für Erdbebenbetroffene aus Aleppo