Muslim: Wir haben sie nicht gerufen, wir schicken sie nicht weg
Salih Muslim erklärt zur plötzlichen Rückzugsentscheidung der USA: „Wir haben sie weder gerufen, noch können wir sagen: Geht. Sie sind sowieso nicht gekommen, um uns zu schützen.“
Salih Muslim erklärt zur plötzlichen Rückzugsentscheidung der USA: „Wir haben sie weder gerufen, noch können wir sagen: Geht. Sie sind sowieso nicht gekommen, um uns zu schützen.“
Der außenpolitische Sprecher der Partei der Demokratischen Einheit (PYD), Salih Muslim, erklärt, die USA haben ihre Rückzugsentscheidung getroffen, bevor die Bedingungen für einen solchen Abzug gegeben sind. Der Zeitpunkt der Entscheidung zeige, dass der Rückzug etwas mit den Drohungen und der Vorbereitung einer Invasion der Türkei in Nordsyrien zu tun habe.
Muslim analysiert im ANF-Gespräch die Rückzugsentscheidung der USA im Zusammenhang mit den Drohungen der Türkei und erinnert dabei an die von den USA selbst gesetzten Bedingungen für einen Abzug: „Sie haben diese Punkte ständig wiederholt: die Vernichtung des IS, der Rückzug des Iran aus Syrien und eine Stabilisierung Syriens. Aus diesem Grund betrachten wir diese Rückzugsentscheidung als verfrühte Spontanentscheidung.“
Ob sie bleiben oder gehen, ist ihre Entscheidung
„Wir haben sie weder gerufen, noch können wir sagen: Geht“, erklärt Muslim. „Sie sind sowieso nicht gekommen, um uns zu schützen. Wir verlassen uns auf unsere eigene Kraft und stützen uns auf unsere Selbstverteidigung. Wir befinden uns in legitimer Selbstverteidigung und haben darin nie nachgelassen. Ob sie gehen oder bleiben, ist ihre Angelegenheit. Unsere Interessen haben sich überschnitten und wir haben zusammen agiert, aber wir haben uns nie an sie gebunden.“
Der Zeitpunkt steht in Verbindung mit den Besetzungsdrohungen
Muslim hebt hervor, dass eine Verbindung zwischen dem Zeitpunkt des Rückzugs und den Drohungen des türkischen Staats besteht: „Es ist unklar, wie sie sich hinter den Kulissen geeinigt haben, zu welchen Bedingungen sie übereins gekommen sind. Der Zeitpunkt erweckt allerdings den Eindruck, dass die Erklärungen nicht unabhängig voneinander erfolgt sind. Genau gesagt heißt das, dass es sich nicht um leere Drohungen handelt, wenn Erdoğan sagt: ‚Ich werde es so und so machen‘. Das bedeutet, dass er dieses Thema mit den USA abgesprochen hat. Wir haben nichts Konkreteres in den Händen, aber was geschehen ist, interpretieren und analysieren wir entsprechend.“
Wir sind offen für Dialog und Verständigung
Muslim erklärt, die anderen internationalen Mächte machten ihre eigenen Rechnungen bezüglich der Rückzugsentscheidungen und fährt fort: „Zwischen dem Iran, Russland und der Türkei hat es sowieso Widersprüche gegeben. Zuvor hatten sie diese Widersprüche aufgrund der Anwesenheit Amerikas zurückgestellt. Schauen wir mal, was nach dem Rückzug der USA geschieht. Die Konjunktur geht in Richtung Chaos. So wie alle ihre eigenen Interessen haben und diese vertreten, denken wir auch an die Interessen unserer Völker. Wir können mit allen in Dialog treten, uns treffen und uns einigen.“
Sie können angreifen, wir werden uns verteidigen
Die Drohungen Erdoğans gegen Nordsyrien sind sehr ernst zu nehmen, betont Muslim: „Erdoğan kündigt an, uns wieder und wieder anzugreifen. Erdoğan kann angreifen. Wir werden niemandem sagen ‚Bitte greif uns nicht an‘ und zu niemanden gehen und um Hilfe betteln. Wir sind hier und wir werden uns selbst verteidigen. Wir sind zum totalen Widerstand bereit. Wir vertrauen auf unser Volk und auf unser Verteidigungssystem. Alle werden ihre Aufgabe erfüllen.“
Es handelt sich um eine Bedrohung des Weltfriedens
Muslim bezeichnet die aggressive Politik der Türkei nicht nur als Bedrohung gegen die Kurdinnen und Kurden, sondern als Drohung gegen alle Völker und auch gegen den Weltfrieden. Er schließt mit den Worten: „Wenn jemand in dein Haus kommt und dich angreift, was machst du dann? Natürlich verteidigst du dich. Wir sind in der Lage, uns selbst zu verteidigen und nicht in der Position, bei anderen um Hilfe zu flehen.“