Der Sprecher des Militärrats von Minbic (MMC), Shervan Derwish, ist einem Anschlag auf sein Fahrzeug unverletzt entkommen. Wie die in Rojava ansässige Nachrichtenagentur ANHA meldete, gehe es ihm gut. Der 44-Jährige sei inzwischen an einem sicheren Ort, nachdem sein Auto am Mittag auf der Straße Richtung Tischrin-Staudamm zwischen Minbic (Manbidsch) und Abu Qilqil Ziel eines Anschlagsversuchs wurde. Das Fahrzeug von Derwish wurde durch die Detonation einer Sprengvorrichtung beschädigt. Der Sprengsatz explodierte direkt neben dem Wagen, verletzt wurde niemand. Wer hinter dem Anschlag steckt, ist noch unklar. Sicherheitskräfte vermuten die türkische Regierung oder für den Nato-Partner in Syrien agierende terroristische Gruppen.

Der heutige Anschlag auf Shervan Derwish ist nicht der erste auf den fünffachen kurdischen Familienvater. Anfang Februar 2018 überlebte der MMC-Sprecher bereits ein von einem Mitglied der sogenannten „Kiyam-Bewegung” ausgeführtes Attentat. Die Konter-Guerillaorganisation besteht aus Mitgliedern der Terrormiliz „Islamischer Staat” (IS), Angehörigen des türkischen Geheimdienst MIT und „Schutzschild-Euphrat”-Milizionären. Wenige Wochen vor dem Anschlag auf Derwish – der Attentäter hatte mehrere Schüsse abgegeben und den 44-Jährigen schwer verletzt – war bereits Ibrahim Halil, Anwalt und Vorstandsmitglied des Zivilrats von Raqqa, Opfer eines tödlichen Attentats der Gruppe geworden.

Shervan Derwish Schlüsselfigur bei Befreiung von Minbic

Shervan Derwish gilt als Schlüsselfigur bei der Befreiung von Minbic. Drei Jahre lang herrschte in der Stadt der sogenannte IS über die Bevölkerung. Am 1. Juni 2016 leiteten der MMC und die Demokratischen Kräften Syriens (QSD) am Tischrin-Staudamm eine Offensive zur Befreiung der Stadt ein. Genau zweieinhalb Monate später verkündete Derwish den Sieg über den Terror. Seitdem wird die Stadt von einem Zivilrat verwaltet, in dem alle Bevölkerungsgruppen und vor allem auch Frauen vertreten sind. Derwish spielt zudem eine zentrale Rolle, wenn es um die Beilegung von Konflikten zwischen rivalisierenden arabischen Stämmen oder Familienfehden geht. Die Türkei versucht hingegen, Chaos und Unruhen in Minbic zu stiften. Immer wieder kommt es zu Angriffen der türkischen Armee oder verbündeten Dschihadistenmilizen auf die Stadt und ihre Bevölkerung.