Minbic ist dem AKP/MHP-Regime schon lange ein Dorn im Auge, war die Stadt doch der Brückenkopf des IS, über den ein Großteil der Versorgung des selbsternannten Kalifats aus der Türkei lief. Mit der Befreiung von Minbic im Jahr 2016 wurde den türkisch-dschihadistischen Ambitionen ein schwerer Schlag versetzt. Daher terrorisiert das AKP/MHP-Regime die Stadt und die umliegenden Dörfer regelmäßig mit Artillerieangriffen und Anschlägen durch MIT-gesteuerte Zellenstrukturen. Trotz dieses permanenten Ausnahmezustands hat sich in der vorwiegend von Araber*innen und Turkmen*innen bewohnten nordsyrischen Region eine blühende Selbstverwaltung nach den Prinzipien der demokratischen Autonomie entwickelt.
Minbic – Wichtiges Symbol der Universalität des demokratischen Konföderalismus
Minbic ist ein wichtiges Symbol für das universelle Funktionieren der radikaldemokratischen Konzepte des Apoismus. Denn während die kurdische Bevölkerung schon lange Erfahrungen mit den Konzepten der demokratischen Autonomie und Frauenbefreiung hat, treffen sie in Minbic auf eine konservativ-religiös geprägte Gesellschaft. Dass die demokratische Autonomie gerade in Minbic aufblüht, zeigt jedoch die Überzeugungskraft des Projekts.
Bildung ist der Schlüssel
Dabei spielt Bildung zum Aufbau einer emanzipatorischen, demokratischen Gesellschaft eine zentrale Rolle. Daher stellen Akademien einen entscheidenden Faktor dar. An Akademien werden vorwiegend Multiplikator*innen ausgebildet, die ihr Wissen dann in ihre Räte und Kommunen zurücktragen.
Da Minbic im Fokus des Krieges steht, ist es auch eine wichtige Aufgabe, der türkischen Propaganda entgegenzutreten. So versucht die Türkei immer wieder, die turkmenische Minderheit in ihrem Interesse aufzuhetzen, was ihr aber aufgrund des geschaffenen Bewusstseins und der guten Arbeit der Selbstverwaltung bisher nicht gelang.
Eine der Akademien ist die „Şehîd Ismail Musa"-Akademie. Mahmut Bekro aus der Leitung der Akademie sagt, die Bildungsprogramme hätten ein deutliche positive Veränderung des Lebens in der Stadt gebracht.
800 Personen haben sich an Bildungsprogrammen beteiligt
Die Akademie wurde im Oktober 2016 eröffnet. Bis heute wurden dort 800 Personen ausgebildet. Es wird statt auf Quantität auf Intensität der Bildungsprogramme gesetzt. Das bedeutet, dass in vier Jahren etwa 28 Bildungsangebote durchgeführt wurden. Eine Fortbildung dauert zwischen zwölf Tagen und einem Monat. Die Bildungsprogramme beinhalten Kurse wie „Aufbau einer neuen Gesellschaft“, „Kampf gegen den Spezialkrieg“, „Legitime Selbstverteidigung“, „Geschichte des Frauenfreiheitskampfes“, „Jineolojî“ und „Demokratische Nation“. Der Akademieleiter stellt dabei heraus, dass es nicht um die Anhäufung von totem Wissen gehe, sondern um die Entwicklung der Persönlichkeit des Einzelnen. Durch die Entwicklung des Einzelnen werde die Gesellschaft entwickelt.
„Unsere Perspektive auf das Leben hat sich geändert“
Abdulbasit Hussein hat im Jahr 2017 an einem Bildungsprogramm der Akademie teilgenommen. Er ist in der Selbstverwaltung aktiv und sagt: „Wir hatten auf der Akademie sowohl Kurse mit ideellem als auch kulturellem Bezug. Darüber hinaus ging es um das wahre Wesen des Lebens und die Alltagsrealitäten. Zu Regimezeiten wäre so eine Bildung niemals möglich gewesen und wir haben begriffen, wie dringend wir diese Form von Bildung benötigen. Die Kurse zum Spezialkrieg, zur legitimen Selbstverteidigung und zur Frauengeschichte haben unseren Blick auf das Leben verändert. Diese Bildung, die wir an der Akademie bekommen haben, bringt großen Nutzen, insbesondere für das Zusammenleben der Völker und Gesellschaften.“
In Minbic gibt nicht nur die „Şehîd Ismail Musa"-Akademie, sondern auch mehrere autonome Frauenakademien.