Massive Truppenbewegungen vor Til Temir

Gegenüber von Til Temir im nordostsyrischen Chabur-Tal laufen offenbar Vorbereitungen für einen Großangriff der türkisch-dschihadistischen Besatzungstruppen. An der Kontaktlinie zu den QSD werden neue Stellungen befestigt und Gräben ausgehoben.

Gegenüber von Til Temir laufen offenbar Vorbereitungen auf einen Großangriff der türkischen Besatzungstruppen und angegliederten Dschihadistenmilizen auf die Autonomiegebiete in Nord- und Ostsyrien. An der Kontaktlinie zu den Demokratischen Kräften Syriens (QSD) werden Stellungen befestigt und Gräben ausgehoben, berichtete die Nachrichtenagentur Hawarnews am Sonntag mit Verweis auf militärische Quellen. Vielerorts sei auch die Truppenstärke der Besatzer massiv erhöht worden, zudem würden entlang der Kontaktlinie vorhandene Stützpunkte gestärkt. Entsprechende Beobachtungen werden demnach vor der Ortschaft Manakh im Norden von Til Temir bis nach Tall Amariyah (auch Umirt) 19 Kilometer weiter nordwestlich gemacht.

Ein embedded Journalist von Hawarnews, der QSD-Einheiten an der Kontaktlinie begleitet, meldete, dass die türkische Armee und der von der Türkei aufgebaute Proxyinvasionskorps „Syrische Nationale Armee“ (SNA) zusätzlich zur Stärkung ihrer Basen entlang der Kontaktlinie auch neue Stützpunkte errichtet. Darüber hinaus deuteten die in der Region verzeichneten Militäraktivitäten darauf hin, dass eine neue Verteilung der verschiedenen Söldnergruppierungen der SNA stattfindet. Offenbar will die türkische Armee einen „dschihadistischen Schutzwall“ vor Til Temir und weiteren Gebieten entlang der strategischen Schnellstraße M4 errichten, um einen möglichen Großangriff zu erleichtern.


Angriff auf Fahrzeuge zwischen Til Temir und Zirgan

Derweil kommt es in der Nähe der Ortschaft al-Aboush zu Angriffen auf der Verbindungsstraße zwischen Til Temir und Zirgan. Laut Hawarnews werde willkürlich auf Fahrzeuge geschossen, Ausgangspunkt der Attacken ist die türkisch-dschihadistische Besatzungszone. Ob Menschen verletzt worden sind, sei noch unklar.

Strategische Stadt Til Temir

Til Temir nimmt eine Schlüsselposition in den Besatzungsplänen der Türkei ein, weil die M4 durch die Kleinstadt zieht. Der internationale Verkehrsweg gilt als Lebensader des nördlichen Syriens, denn er verbindet die Regionen Euphrat und Cizîrê miteinander. Seit der am 9. Oktober 2019 gestarteten Invasion des türkischen Staates in Serêkaniyê und Girê Spî (Tall Abyad) sind bereits mehr als dreißig Dörfer vor Til Temir besetzt worden. Zu Angriffen in der Region kommt es nahezu täglich, Phasen mit hoher Intensität wechseln sich mit Phasen niedriger Intensität ab. 27 Dörfer im Chabur-Tal liegen direkt an der Frontlinie, fünf aller assyrischer Dörfer in der Region wurden durch die Kriegshandlungen der Türkei bereits entvölkert. Zahlreiche Menschen sind bei den Angriffen getötet worden, Dutzende wurden verletzt. Die in Til Temir stationierten syrischen Truppen und die russischen Militärs erfüllen ihre Funktion zur Einhaltung eines im Zuge des Angriffskrieges 2019 zwischen Ankara, Moskau und Washington vereinbarten Deeskalations- und Waffenstillstandabkommens in der Regel nicht. Bis in die Gemeinde Zirgan (ar. Abu Rasen), die die Türkei ebenfalls in ihre illegale Besatzungszone eingliedern will, sind es von Til Temir aus nur knapp 25 Kilometer.