Die „Menschenrechtsorganisation von Efrîn“ dokumentiert in ihrem Bericht über Menschenrechtsverstöße und Kriegsverbrechen der Invasionstruppen in den türkischen Besatzungszonen Efrîn mindestens 96 Entführungen seit Anfang März. Bei vier der verschleppten Zivilist*innen handelte es sich demnach um Frauen. Im gleichen Zeitraum wurden vier Menschen von den Besatzern hingerichtet.
In ihrer Bilanz macht die Organisation auch auf die Rodung von rund 6.000 Olivenbäumen in Dêr Belût und Cindirês sowie Raubgrabungen in den Siedlungshügeln Til Endelîb und Cirnas aufmerksam. Dabei sei auch das Grab des Gelehrten Şêx Mustefa Îdrîs geschändet worden, heißt es. Im Kreis Şiyê haben Besatzungstruppen eine Moschee zerstört und den Gefallenenfriedhof „Şehîd Avesta Xabûr“ abgerissen. An der Stelle des Friedhofs befindet sich mittlerweile ein Tiermarkt.
Vor der Invasion war Efrîn eine bis dahin weitestgehend vom Krieg verschont gebliebene, multiethnische Region und sichererer Hafen für hunderttausende Vertriebene aus anderen Teilen Syriens, die vor der Geißel des Krieges und der Zerstörung geflohen waren. Seit der Kanton im Frühjahr 2018 von der Türkei und ihren islamistischen Proxys besetzt wurde, sind Raub, Entführungen und Lösegelderpressungen an der Tagesordnung.
Nach Angaben von Bekir Elo, dem Ko-Vorsitzenden des Exekutivrats des Kantons Efrîn, zeigt sich das gleiche Bild auch im benachbarten Şehba: „Zu Menschenrechtsverstößen durch die Besatzungstruppen kommt es auch in Şehba mittlerweile täglich. Damit wird bezweckt, diese Region ebenfalls zu entvölkern. Durch die Ignoranz der internationalen Gemeinschaft verschärft sich die Lage noch.“