Efrîn: Menschenrechtsbilanz für erste zwei Monate veröffentlicht

Die Menschenrechtsorganisation von Efrîn hat einen Zweimonatsbericht über die Menschenrechtsverletzungen im besetzten Efrîn veröffentlicht. Sie spricht von zehn extralegalen Hinrichtungen und 198 Entführungen durch protürkische Milizen.

Die Menschenrechtsorganisation von Efrîn hat dem türkischen Besatzungsregime eine verheerende Menschenrechtsbilanz ausgestellt und fordert ein internationales Gerichtsverfahren gegen den türkischen Regimechef Erdoğan und seinen Verteidigungsminister Hulusi Akar. Die Pressekonferenz fand im Serdem-Camp in der Region Şehba statt, wohin sich mehr als 100.000 Menschen aus dem besetzten Efrîn geflüchtet hatten.

Völkerrechtswidriger Überfall auf Nachbarland

Die Mitglieder der Menschenrechtsorganisation Heyhan Alo und Wefa Bekir begannen mit einer allgemeinen Klassifizierung des türkischen Angriffs und der Besatzung als völkerrechtswidrig und warfen der türkischen Regierung einen nicht gerechtfertigten Angriffskrieg vor, da die Region nicht wie die Türkei argumentierte eine Bedrohung darstellte und der Invasion auch nicht vom UN-Sicherheitsrat zugestimmt worden war.

Bilanz der Menschenrechtsverletzungen: Artilleriebombardement, sexualisierte Gewalt, Verschleppungen

Anschließend bilanzierten sie die von ihnen überprüften Menschenrechtsverletzungen der vergangenen zwei Monate. Wie die Menschenrechtsorganisation betont, machen die folgenden Zahlen etwa 30 Prozent der realen Gesamtzahlen aus. Sie berichteten, dass in den ersten beiden Monaten des Jahres 2020 zehn Zivilist*innen getötet wurden, drei von ihnen starben bei Explosionen in Efrîn, sieben wurden von der türkischen Armee und den vom türkischen Staat kommandierten Milizen durch ihr Artilleriebombardement getötet. Im Rahmen dieser Angriffe wurden mindestens zehn weitere Zivilist*innen verletzt. Die nicht besetzten Landkreise in der Umgebung von Efrîn, insbesondere Şêrawa und Şehba werden jeden Tag Dutzende Male mit Artilleriegranaten beschossen. Unter den angegriffenen Gebieten befindet sich das Dorf Ehres, in dem viele Flüchtlinge leben.

In den vergangenen zwei Monaten wurden 198 Zivilist*innen unter Vorwänden von den protürkischen Milizen entführt. 17 von ihnen sind Frauen. Der Aufenthaltsort der Mehrheit von ihnen ist weiterhin unbekannt. Für die Freilassung der Zivilist*innen verlangen die Milizen hohe Geldbeträge. Weiter hat es einen registrierten Fall von Vergewaltigung gegeben.

Minentote, Umweltzerstörung und Verwüstung von Gräbern

Durch Minenexplosionen wurden zwei weitere Personen verletzt. Weiterhin wurden über 25.000 Olivenbäume gefällt. Das Grab von Şêx Mistefa Idris in Qerebaba in Efrîn-Raco und das Grab von Şehîd Avesta Xabur, die ihr Leben im Kampf gegen den IS gab, wurden verwüstet.

Außerdem wurden Flüchtlinge aus dem Süden von Aleppo und mehr als 500 palästinensische Familien nach Angaben des palästinensischen Migrationszentrums in Efrîn angesiedelt.

Erdoğan und Akar müssen vor internationales Gericht gestellt werden“

Die Menschenrechtsorganisation forderte die internationalen Organisationen auf, endlich etwas gegen Erdoğan und seinen Verteidigungsminister Akar zu unternehmen. Sie fordern, dass die Politiker für die Kriegsverbrechen vor ein internationales Gericht gestellt werden.