Stellt die Infektionskrankheit Leishmaniose wieder eine Bedrohung für das Autonomiegebiet von Nord- und Ostsyrien dar? Die Frage stellen sich derzeit Ärzte in der Kleinstadt Til Temis im Kanton Qamişlo. Dort wurden seit September 332 Leishmaniose-Fälle registriert.
Die Leishmaniose ist eine parasitäre Infektion, die durch den Stich infizierter weiblicher Schmetterlingsmücken (auch Sandmücken genannt) übertragen wird. Die Erkrankung kommt weltweit in warmen Klimazonen, unter anderem im Mittelmeerraum vor. Drei verschiedene klinische Erscheinungsformen der Leishmaniose sind bekannt: Die sogenannte viszerale Form befällt innere Organe. Die zweite Form ist die auf die Haut beschränkte kutane Leishmaniose, die in der Regel nach zwei Jahren selbstständig abheilt. Die dritte Leishmaniose-Form befällt Schleimhäute.
In Syrien ist die kutane Variante seit jeher bekannt und löst eine Hautkrankheit aus, die umgangssprachlich auch Aleppo-Beule heißt, benannt nach der gleichnamigen Region im Norden des Landes. Der Parasit frisst die Haut weg und hinterlässt an ihrer Stelle geschwürartiges Gewebe. Bleibt die Leishmaniose unbehandelt, hinterlässt die Krankheit hässliche Narben. Das kann zur Stigmatisierung führen und bei anderen Menschen Depressionen und Angststörungen hervorrufen. Darunter würden vor allem Kinder und Frauen leiden.
Dr. Ali Hussein al-Ubayd
„Die letzte Leishmaniose-Infektion hatten wir in Til Hemis vor mehr als zwei Jahren“, sagt der Arzt Ali Hussein al-Ubayd. Eine großflächige Impfaktion zwischen 2017 und 2018 konnte damals eine Ausbreitung der Infektion verhindern. Wie es zu dem erneuten Auftreten der Infektion kommen konnte, ist derzeit noch unklar. „In jedem Fall raten wir der Bevölkerung, die Erreger durch Insektizideinsatz zu bekämpfen“, erklärt Al-Ubayd.