Die Arabische Liga hatte die Mitgliedschaft Syriens einige Monate nach dem Ausbruch der Krise in Syrien im Jahr 2011 ausgesetzt. Die Regierung in Damaskus ist nach zwölf Jahren wieder in die Arabische Liga eingetreten. Hesen Koçer, stellvertretender Ko-Vorsitzender des Exekutivrats der Autonomen Verwaltung von Nordostsyrien (AANES), hat sich im ANF-Interview zu diesem Thema geäußert.
Wie kam es zur Rückkehr Syriens in die Arabische Liga und wie bewerten Sie diese Entwicklung?
Wir waren nicht dagegen, dass Syrien der Arabischen Liga beitritt, aber wir haben gefordert, dass die Arabische Liga die bestehenden Probleme mit Syrien und seinem Volk löst und nicht das alte Panorama akzeptiert. Wenn die Probleme nicht auf politischem Wege gelöst werden, ist der Beitritt Syriens zur Arabischen Liga allein keine Lösungsoption. Wir haben die Arabische Liga aufgefordert, die Regierung in Damaskus und das syrische Volk dabei zu unterstützen, das Problem mit politischen und demokratischen Mitteln zu lösen. Als Autonomieverwaltung ist unser Ziel eine politische und demokratische Lösung.
In der Erklärung, die Sie kürzlich veröffentlicht haben, stellen Sie Forderungen und einen Rahmen für eine Lösung auf, wie soll diese umgesetzt werden?
Seit der syrischen Revolution sind wir dafür, die Probleme mit politischen Methoden zu lösen. Wir wollen die Krise in Syrien mit einer dezentralen Verwaltung innerhalb der territorialen und politischen Integrität Syriens lösen. Wenn die Arabische Liga Syrien so akzeptiert, wie es ist, wird es keine Lösung für die syrische Krise geben. Die Arabische Liga sollte eine Rolle bei der Änderung des Ansatzes gegenüber Syrien und dem syrischen Volk übernehmen, und ihre Hauptbedingung sollte auf dieser Grundlage liegen. Wenn die Probleme nicht mit politischen Methoden gelöst werden, wird die Krise weitergehen. Wenn die Regierung in Damaskus mit ihrem System weitermachen will, wird es zu großen Katastrophen kommen. Ein solches Vorgehen würde zum Zerfall der territorialen Integrität Syriens führen. Die Autonomieverwaltung stellt keine Gefahr für Syrien dar, sie bietet eine vernünftige Lösung.
Die Gefahr ist die türkische Besatzung
Wir bringen auch gegenüber der Arabischen Liga unsere Bereitschaft zum Ausdruck, die Probleme gemeinsam zu lösen. Seit der Revolution hat die Autonomieverwaltung die territoriale Integrität Syriens gegen den Terrorismus verteidigt, das syrische Volk geschützt und das syrische Territorium nicht dem Terror überlassen. Es ist der türkische Staat, der das Gegenteil getan hat. Nach seinen jüngsten Erklärungen zu urteilen, will er Aleppo erreichen. Die Haltung der Regierung in Damaskus muss national sein. Eine autonome Verwaltung ist keine Gefahr für den syrischen Staat. Unsere jüngste Erklärung ist ebenfalls klar und keine Taktik. Sie ist eine Strategie zur Lösung der syrischen Krise in Syrien, innerhalb der territorialen Integrität Syriens und mit den Syrerinnen und Syrern. Daher gehen wir davon aus, dass alle Probleme des syrischen Volkes gelöst werden können. Wir werden unsere Aktivitäten in diesem Zusammenhang weiter ausbauen. Wenn sich eine Gelegenheit bietet, werden wir uns auch an den Tisch setzen und diskutieren.
Wie kann die Arabische Liga an Ihrer Erklärung für eine Lösung für ganz Syrien beteiligt werden oder dazu beitragen?
Auch die Arabische Liga sollte sie unterstützen. Sie sollte zwischen der Autonomieverwaltung und der Regierung in Damaskus vermitteln. Die Arabische Liga sollte aus erster Hand erfahren, wie wir die Krise in Syrien lösen wollen. Die Rückkehr der syrischen Regierung in die Arabische Liga bedeutet nicht, dass die Krise in Syrien gelöst ist. Die Arabische Liga sollte der syrischen Regierung Bedingungen stellen, um die Krise zu lösen. Unser Ansatz gegenüber Syrien ist national. Wenn wir über Syrien sprechen, denken wir nicht nur an Nordostsyrien, sondern an alle syrischen Bevölkerungsgruppen. Die Krise in Syrien sollte zwischen der syrischen Regierung und den syrischen Völkern gelöst werden, und nicht durch die Einmischung ausländischer Kräfte. Das ist es, was der türkische Staat bereits versucht. Als Autonomieverwaltung ist unsere Position klar und eindeutig. Unsere Position ist es, die Krise mit politischen Mitteln zu lösen. Es handelt sich nicht nur um eine Wirtschaftskrise, sondern um ein politisches, nationales und demokratisches Problem. Die Probleme müssen auf den Tisch, und es muss eine politische Lösung gefunden werden.