Die an die besetzten Gebiete in Efrîn angrenzenden Ortschaften im nordsyrischen Kanton Şehba sind Ziel permanenter Angriffe der türkischen Armee und ihrer dschihadistischen Söldner. Auch der nicht vollständig besetzte Kreis Şêrawa befindet sich konstant im Fokus der Besatzungstruppen. So stellt das Dokumentationszentrum für Verstöße in Rojava fest, dass allein im Juli mehr als 3.000 Granaten in Wohngebieten von Şehba und Şêrawa eingeschlagen sind. Von den Angriffen waren mehr als dreißig Dörfer und größere Siedlungen betroffen, darunter die Ortschaft Ziyaret, wo sich das Vertriebenenlager Veger befindet. Auch die Stadt Tel Rifat wurde bombardiert.
Laut der Bilanz sind Geschosse verschiedenen Kalibers eingesetzt worden:
Hauibitzengranaten: 2.323
Panzergranaten: 165
Mörsergranaten: 633
Die Killerdrohnen des türkischen Staates sind bei Attacken auf Efrîn und Şehba ebenfalls zum Einsatz gekommen. Die Dokumentationsstelle zählte vier solcher Luftschläge. Bei einem dieser Angriffe wurden zwei syrische Regimesoldaten verletzt. Die Zahl der verwundeten Zivilpersonen wird mit sechs angegeben. Es handelt sich um Frauen aus Şêx Îsa bei Tel Rifat, die vergangene Woche während der Feldarbeit ins Visier genommen worden waren.
Der Beschuss von zivilen Siedlungen stellt ein Kriegsverbrechen dar. Dies wurde wiederholt auch in Berichten der Vereinten Nationen zu Syrien angemahnt. Dennoch hat es bisher keinerlei Initiativen der internationalen Staatengemeinschaft gegeben, diesen Verbrechen Einhalt zu gebieten.
Besonders betroffen von den Angriffen im Vormonat war der Kreis Şêrawa, der im Südosten von Efrîn liegt. Die Region nimmt eine strategische Position in den Plänen der Türkei für eine Ausdehnung ihrer illegalen Besatzungszone in Syrien ein, da Şêrawa an den Kanton Şehba grenzt und Efrîn mit Tel Rifat verbindet. Sollte der türkische Staat einen weiteren Angriffskrieg gegen die Autonomiegebiete von Nord- und Ostsyrien vom Zaun brechen, wie Staatspräsident Recep Tayyip Erdoğan aktuell wieder droht, soll zuerst Tel Rifat angegriffen werden.
Efrîn seit 2018 besetzt
Noch bis vor einigen Jahren wurde Efrîn nach dem Kantonsprinzip von Rojava selbstverwaltet. Seit dem 18. März 2018 wird die Region von türkischen Militärs und islamistischen Milizen besetzt. Unter Besatzungstruppen ist in Efrîn ein Terrorregime etabliert worden: Bombardierungen von zivilen Siedlungsgebieten bestimmen den Alltag der einst sichersten Region ganz Syriens; Verschleppungen, Exekutionen, Folter, Plünderung und Vertreibung gehören zum Tagesgeschäft der Söldner der Besatzungsmacht. Die kurdische Bevölkerung wurde zum Großteil vertrieben und durch türkeitreue Siedler ersetzt.