IS-Waisen an Palästina übergeben

Die Autonomieverwaltung von Nord- und Ostsyrien hat zwei IS-Waisen an Palästina übergeben. Die Eltern der Kinder gehörten der Dschihadistenmiliz „Islamischer Staat“ an und sind ums Leben gekommen.

Die Autonomieverwaltung von Nord- und Ostsyrien hat zwei Waisenkinder von Eltern, die sich der Terrormiliz „Islamischer Staat” (IS) angeschlossen hatten, an Palästina übergeben. Wie Abdulkarim Omar, Ko-Vorsitzender der auswärtigen Abteilung der Selbstverwaltung, am Mittwoch in Hesekê mitteilte, fand die Übergabe an eine Delegation des palästinensischen Konsulats in Südkurdistan statt. Nach Angaben des Botschafters von Palästina in Hewlêr (Erbil), Nazmi Hazouri, wurden die beiden Geschwisterkinder im Beisein ihres Großvaters empfangen.

Gegenüber der Presse bedankte sich die palästinensische Abordnung für die kooperative Zusammenarbeit mit den nordostsyrischen Autonomiebehörden bei dieser „humanitären Mission”. Die Eltern der Kinder sollen im Zuge einer Offensive der Demokratischen Kräfte Syriens (QSD) gegen den IS-Terror in Nord- und Ostsyrien getötet worden sein. Wann und wo sie starben, ist nicht bekannt. Ebenfalls unklar ist, in welchem Lager die beiden Waisen zuletzt untergebracht waren. Allerdings werden nur in zwei der insgesamt fünfzehn größeren Camps in den Autonomiegebieten IS-Anhänger:innen und ihre Kinder interniert: in Camp Hol bei Hesekê und Camp Roj nahe Dêrik.

Palästinensische Waisenkinder mit ihrem Großvater | Foto: Abdulkadir Omar/Twitter

Über 25.000 Kinder von IS-Eltern allein in Camp Hol

Im Roj-Camp leben mehr als 2.600 IS-Angehörige, die meisten sind aus dem europäischen Ausland. Das Lager Hol beherbergt aktuell rund 60.000 Menschen aus über fünfzig verschiedenen Ländern, darunter tausende IS-Familien, die nach der Einnahme der letzten IS-Bastion Baghuz Anfang 2019 von den QSD aufgegriffen wurden. Über 25.000 der Internierten sind Minderjährige, denen die IS-Doktrin beigebracht wird. Dadurch entsteht die Gefahr, dass eine neue Generation von Terroristen geschaffen wird.

Die IS-Frauen haben eigene Strukturen aufgebaut und begehen immer wieder Gräueltaten an Personen, die sich vom IS trennen wollen oder nicht nach den Maßstäben der Terrororganisation leben. Diese Situation hängt vor allem mit der fehlenden Bereitschaft zu internationaler Unterstützung für die Selbstverwaltung Nord- und Ostsyriens und Rücknahme der Insass:innen ab. Die wenigsten Staaten sind bereit, ihre in Camp Hol festgehaltenen Bürgerinnen und Bürger zurückzunehmen. Zuletzt hatte das kleine Balkanland Albanien mehrere IS-Frauen und ihre Kinder repatriiert.