IS-Waisen an Nigeria übergeben

Die Autonomieverwaltung von Nord- und Ostsyrien hat drei IS-Waisen an Nigeria übergeben. Die Eltern der Kinder gehörten der Dschihadistenmiliz „Islamischer Staat“ an und sind ums Leben gekommen.

Die Autonomieverwaltung von Nord- und Ostsyrien hat drei Kinder, deren Eltern Mitglieder der Terrormiliz „Islamischer Staat” (IS) waren und die nigerianische Staatsbürgerschaft besessen haben, an Nigeria übergeben. Die Übergabe an eine Abordnung des nigerianischen Außenministeriums unter Vorsitz von Musa Habib Marika fand am Donnerstag im Büro für Außenbeziehungen der Selbstverwaltung in der nordsyrischen Stadt Qamişlo statt. An der Zeremonie nahm neben Abdulkarim Omar, dem Verantwortlichen für auswärtige Angelegenheiten der Autonomieverwaltung, auch dessen Stellvertreter Fener al-Kait und eine Delegation aus Finnland teil.

Gegenüber der Presse bedankte sich Marika für die kooperative Zusammenarbeit mit den kurdischen Behörden. Anschließend erklärte er, dass sein Land nur der Rückführung von Frauen und Kindern zustimmt, die Einrichtung eines internationalen Gerichtshofs für die in der Region inhaftierten IS-Mitglieder allerdings unterstützt. „Nigeria gehört zu den Ländern, die ebenfalls vom islamistischen Terror betroffen sind“, sagte Marika und verwies auf die islamistische terroristische Gruppierung Boko Haram, die im Norden Nigerias, aber auch in den Anrainerstaaten Tschad, Niger und Kamerun aktiv ist. „Deshalb werden wir die nordostsyrische Autonomieverwaltung in ihrem Kampf gegen den IS in allen Bereichen unterstützen.“ Für die Identitätsfeststellung von weiteren nigerianischen Staatsbürgern, die dem IS angehören und sich in den Camps und Gefängnissen in Nord- und Ostsyrien aufhalten, übergab die Delegation entsprechende Dokumente an die Selbstverwaltung.

Die Kinder im Alter von acht, sechs und vier Jahren, die an Nigeria übergeben wurden, stammen aus derselben Familie. Ihre Eltern sind in Ostsyrien im Zuge der Befreiungsoffensive gegen den sogenannten IS ums Leben gekommen. Die Vertreter des nigerianischen Außenministeriums halten sich bereits seit Anfang der Woche in den selbstverwalteten Gebieten Rojavas auf.

Deutlich mehr deutsche IS-Angehörige in Syrien als bisher angenommen

Die Bundesregierung hatte erstmals in diesem Sommer Kinder von deutschen Anhängern der Dschihadistenmiliz „Islamischer Staat“ nach Deutschland zurückgeholt. Am 19. August waren vier Kinder in Sêmalka an der syrisch-irakischen Staatsgrenze an Mitarbeiter des deutschen Konsulats in Hewlêr (Erbil) übergeben worden.

Das Berliner Verwaltungsgericht hatte einen Monat zuvor entschieden, dass die Regierung Angehörige von IS-Dschihadisten zurückholen müsse. In Flüchtlingslagern in Nord- und Ostsyrien halten sich nach Angaben des Rojava Information Center (RIC) aktuell deutlich mehr Angehörige von deutschen Islamisten auf als bislang bekannt. Mindestens 117 Kinder mit deutscher Staatsangehörigkeit sollen sich derzeit in den Camps der Selbstverwaltung befinden. Dazu kämen 21 Kinder von Deutschen, die aber keine deutsche Staatsangehörigkeit hätten, sowie Dutzende Frauen und 66 Männer, von denen mehr als 40 an Kriegsverbrechen beteiligt sein sollen. Die Bundesregierung sprach zuletzt von 68 Frauen aus Deutschland und mehr als 120 Kindern.