Zeitgleich zu den Vorbereitungen auf einen türkischen Angriff auf Rojava hat auch der IS seine Aktivität in Nord- und Ostsyrien gesteigert. Fast täglich kommt es zu Anschlägen und Anschlagsversuchen, insbesondere im Kanton Hesekê, in Qamişlo und zuletzt in Tirbespiyê.
Nach der Zunahme der Angriffe haben die Antiterroreinheiten der Selbstverwaltung eine Operation gegen IS-Zellen gestartet und die IS-Mitglieder B.A. und F.A. festgenommen. Die beiden sind unter anderem für den Anschlag auf die Marienkirche am 11. Juli und den Angriff auf das Zentrum der Kräfte der inneren Sicherheit in Qamişlo am 17. Juni verantwortlich.
Die Antiterroreinheiten konnten wichtige Informationen zu den Anschlägen gewinnen. Die Nachrichtenagentur ANHA konnte B.A., die bei etlichen Explosionen eine wichtige Rolle spielte und bei den Vorbereitungen auf einen Anschlag in Qamişlo beim Opferfest festgenommen wurde, in Haft besuchen und interviewen.
Ehemann bei Operation in Raqqa getötet
B.A. kam 1997 im Dorf Edla im heutigen Kanton Hesekê auf die Welt. Sie war mit dem IS-Dschihadisten Mohamed al-Isa verheiratet, der im Februar 2017 von den Demokratischen Kräften Syriens (QSD) bei einer Operation in einem Dorf nördlich von Raqqa getötet wurde. B.A. geriet 2014 unter den Einfluss des IS und folgte seitdem seinen Anweisungen. B.A. sagt, dass es ihr nicht ausreichte, nur die Ideen des IS zu teilen. So schloss sie sich im Juli 2015 nach ihrer Heirat dem IS an.
„Mein Mann arbeitete in der Al-Sawarim-Einheit“
B.A. erzählt über ihr Leben beim IS: „Sechs Monate nach unserer Heirat gingen wir Anfang 2016 nach Deir ez-Zor. Mein Mann arbeitete im Heer des Kalifats am Anfang mit den Kämpfern aus Tschetschenien. Zwei Monate nach der Arbeit mit den Tschetschenen gingen wir in den Irak nach Ninive. Dort blieben wir vier Monate. Im gleichen Jahr gingen wir nach Raqqa und mein Mann schloss sich der Al-Sawarim-Einheit an, die sich auf Bomben spezialisiert hatte. Bis mein Mann im Februar 2017 in Raqqa getötet wurde, arbeitete er in dieser Einheit.“
„Wegen der Operationen zogen wir ständig um“
Die Dschihadistin fährt fort: „Nachdem mein Mann getötet und mein Sohn Mohammed geboren war, ging ich mit dem verletzten Bruder meines Mannes nach al-Basira bei Deir ez-Zor. Es gab Militäroperationen in der Region. Danach gingen wir in das Al-Shahel-Gebiet. Am Ende ließen wir uns in der Region Hajin nieder. Wegen der Operationen der kurdischen und amerikanischen Kräfte wechselten wir ständig unseren Aufenthaltsort.“
Angriffe in klandestinen IS-Zellen fortgesetzt
B.A. weiter: „Mit Hilfe von Schmugglern verließen wir die Region verkleidet als Zivilisten, die vor dem IS fliehen. Im November 2017 erreichte ich die Familie meines Mannes in Şedadê.“ Die Dschihadistin kehrte zu ihrer von Şedadê nach Qamişlo migrierten Familie zurück und setzte dort ihre Aktivitäten in geheimen IS-Zellen fort. Anfang 2019 nahm sie über eine Person aus einer geheimen IS-Zellenstruktur namens F.A. wieder Kontakt zum IS auf. F.A. ist in Amûde gemeldet und steht B.A.s Familie nahe. F.A. und BA. Wurden schließlich bei einer Operation am Westrand von Qamişlo festgenommen.
Anschläge auf US-Kontrollpunkte vorbereitet
B.A. arbeitete mit großem Engagement für den IS. Sie fertigte Aufnahmen von Kontrollpunkten an, beobachtete Abläufe, organisierte Waffen und Munition und schickte diese an IS-Zellen in Hajin und anderen Regionen. Schließlich bereitete sie einen Anschlag in Qamişlo vor. Sie sagt: „Ich habe mich auf einen Angriff auf Kontrollpunkte, an denen sich amerikanische Einheiten und Einheiten der internationalen Koalition befinden, vorbereitet. Ich wurde damit beauftragt, am Morgen des Opferfestes anzugreifen.“
Sie berichtet, wie ihre Zelle in Qamişlo Anschläge verübte und sagt: „Unsere Zelle hat zwei Angriffe ausgeführt. Einen Angriff auf die Mutter-Maria-Kirche und einen auf das Zentrum der Kräfte der inneren Sicherheit an der Sonî-Kreuzung.“ Sie behauptet, selbst nicht an der Ausführung der Anschläge beteiligt gewesen zu sein, F.A. habe jedoch gesagt, er habe die Bomben selbst zur Explosion gebracht. Die Ermittlungen dauern an.