Interview mit gefangenem Schweizer IS-Dschihadisten
Der Schweizer IS-Dschihadist Daniel Demage befindet sich im Gewahrsam der QSD. Der als einer der gefährlichsten IS-Mitglieder gelistete Islamist gab der Nachrichtenagentur ANHA ein Interview.
Der Schweizer IS-Dschihadist Daniel Demage befindet sich im Gewahrsam der QSD. Der als einer der gefährlichsten IS-Mitglieder gelistete Islamist gab der Nachrichtenagentur ANHA ein Interview.
Im Juni ist der Schweizer IS-Dschihadist Daniel Demage in Ostsyrien von Antiterroreinheiten der Demokratischen Kräfte Syriens (QSD) festgenommen worden, als er mit seiner französischen Ehefrau zu fliehen versuchte. Der per Interpol gesuchte Islamist wird in der Schweiz als „hochgefährlicher Terrorist“ gehandelt.
Die Spuren von Demage verloren sich, nachdem er im Jahr 2015 die Schweiz verlassen hatte. Nun hatte die Nachrichtenagentur ANHA die Möglichkeit, den inhaftierten Schweizer zu interviewen. Demage ist einer der sechs europäischen Staatsbürger, die auf der Interpol-Liste der 173 gefährlichsten IS-Dschihadisten geführt werden. Ermittlungen der Schweizer Justiz haben ergeben, dass Demage mit vom Islamischen Staat erbeuteten Dokumenten falsche Pässe für Dschihadisten ausstellte, um ihnen die Ausreise aus Europa über die Türkei nach Syrien zu ermöglichen.
73 Schweizer beim IS
Nach Angaben der Schweizer Presse haben sich laut Nachrichtendienst des Bundes (NDB) bisher 78 Schweizer Staatsbürger dem IS angeschlossen. 27 von ihnen wurden im Kampf getötet, 16 seien wahrscheinlich zurückgekehrt. Von den übrigen fehlt jede Spur.
Spezialausbildung für Demage
Nach Dokumenten des US-Bundesgerichtshofs erhielt Demage beim IS eine sechsmonatige militärische Ausbildung zum Spezialisten für Fahrzeugbombenanschläge. Sein Aufenthaltsort war für lange Zeit unbekannt. Als im Jahr 2018 bekannt wurde, dass er noch lebt, bestand die Sorge, er werde in die Schweiz zurückkehren, um dort Anschläge zu verüben.
„Zwei Wochen in Istanbul“
Über seinen Beitritt zum IS erzählt Demage, dass er die Dschihadistengruppe im Jahr 2014 über einen Schweizer Freund kennengelernt habe. Zum Islam sei er konvertiert, als der IS Mosul besetzte und er die Erklärungen des selbsternannten Kalifen Abu Bakr al-Baghdadi gehört habe. Am 21. April 2015 habe er sich aufgemacht, um in das von den Dschihadisten besetzte Gebiet zu reisen. „Wie alle Mitglieder, die nach Syrien reisen wollten, reiste ich zunächst mit dem Flugzeug nach Istanbul. Ohne irgendwelche Schwierigkeiten blieb ich zwei Wochen dort. Dann fuhr ich mit dem Bus nach Urfa“, so Demage.
Er kämpfte in den Reihen des IS
Daniel Demage passierte am 5. Mai 2015 bei Urfa (kurdisch: Riha) die syrische Grenze und kämpfte beim IS nach eigenen Angaben zunächst gegen das syrische Regime. Nach seinen Äußerungen sei er in der Umgebung von Aleppo am Bein verletzt worden. „Ich wurde nach Mosul gebracht und dort behandelt. Dann kehrte ich wieder nach Syrien zurück und hielt mich in al-Bab auf.“ Nach seinem Aufenthalt in al-Bab wurde er in Hama zum Scharfschützen ausgebildet. Demage berichtet weiter: „Dann kam ich nach einer Weile nach Deir ez-Zor in die Stadt al-Mayadin. Dort heiratete ich eine Frau aus dem IS, sie war französische Staatsbürgerin mit algerischen Wurzeln.“
„Der türkische Staat ließ die IS-Mitglieder frei“
Während der Offensive der QSD auf Raqqa floh Demage nach al-Bagouz. Über seine weiteren Aktivitäten berichtet er: „Nachdem ich eine Weile dort geblieben war, reiste ich in verschiedene andere Gebiete. Als die an die Türkei angebundenen Milizen Azaz besetzten, wurde ich von der Sultan-Murad-Brigade festgenommen. Gegen die Zahlung von 5.000 Dollar wurde ich aber wieder freigelassen.“
„Ich möchte in der Türkei vor Gericht gestellt werden“
Auf die Frage, ob er an sein Heimatland ausgeliefert werden möchte, antwortet Demage, er wolle lieber an die Türkei ausgeliefert und dort vor Gericht gestellt werden.