Internationalist Argal: Rojava ist ein Vorbild

Der Internationalist Argal Ertl kam 2021 aus Barcelona nach Rojava. Er unterstreicht die herausragende Rolle Rojavas als Beispiel einer demokratischen Alternative zur kapitalistischen Moderne und ruft zur Verteidigung des Projekts auf.

Im Jahr 2021 machte sich der 33-jährige Internationalist Argal Ertl auf den Weg von seinem Wohnort Barcelona in Spanien nach Rojava. Wie er sagt, ging es ihm darum, sich der Revolution dort anzuschließen. Nach einem Jahr und sechs Monaten in Nordostsyrien unterstreicht er im ANF-Gespräch seinen Eindruck, dass die Region ein Beispiel der Hoffnung einer radikaldemokratischen Alternative zur kapitalistischen Moderne ist.


Eine Revolution im Geiste von 1936“

Der Internationalist kommt aus der anarchistischen Gewerkschaft CNT. Er berichtet über seinen Weg in die Autonomieregion Nord- und Ostsyrien: „Meine Vorstellung von Rojava hat sich vor zehn Jahren mit der Revolution, der Autonomie und der Selbstverwaltung gefestigt. Rojava ist ein Beispiel für radikale Demokratie. Die Revolution in Rojava war mir sehr nahe, sodass ich mich entschloss hierherzuziehen und Rojava aus erster Hand zu erleben. Leider ist auch in meiner Geburtsstadt Madrid das Wissen über die Revolution in Rojava sehr begrenzt. Die politische Bewegung, die der Revolution am nächsten steht, ist der Anarchismus, die Gewerkschaft, in der ich arbeite, die CNT (Confederación Nacional del Trabajo / Nationaler Gewerkschaftsbund), aber leider ist es so, dass es alleine in Barcelona in Katalonien viel Wissen über die Revolution in Rojava gibt. Diese Revolution stellt sowohl für die Menschen in Barcelona als auch für Internationalist:innen eine Fortsetzung dessen dar, was 1936 dort begonnen wurde. Viele Genoss:innen haben im Kopf, was in Katalonien geschah.

Ein feministisches Beispiel“

Argal beschreibt den frauenbefreienden Ansatz der Revolution: „Es stimmt, dass derzeit Kommunen, Kooperativen und Schulen aufgebaut werden, in denen die Gleichstellung zwischen den Geschlechtern Realität ist. Die Tatsache, dass viele Kooperativen entstanden sind, in denen die Arbeit gleichberechtigt ist und darauf basiert, dass man so viel arbeitet, wie man kann, und sich holt, was man braucht, ist ein Beispiel für viele Länder in Europa, in denen der wilde Kapitalismus uns als Persönlichkeiten zerstört.“ Währenddessen sei in Europa in bestimmten Sektoren eine Radikalisierung des Patriarchats und eine Politik, die Frauen zu Objekten macht, zu verzeichnen.

Abdullah Öcalan ist von größter Bedeutung“

Argal stellt fest, dass hinter dieser Emanzipation die apoistische Ideologie steht und sagt: „Die Ideologie von Rêber Apo hat in meinem Leben eine wichtige Rolle gespielt, in den Bewegungen, in denen wir versucht haben, Autonomie, Kommunalismus und Umweltschutz aufzubauen.“ Insbesondere das pluralistische Denken Abdullah Öcalans ist für Argal von größter Bedeutung, gerade vor dem Hintergrund seiner Erfahrung mit dem monistischen spanischen Staat und der faschistischen Geschichte Spaniens. So sagt Argal auch, er sei nach Rojava gekommen, da er keine Möglichkeiten für einen revolutionären Weg in seinem Umfeld, in seiner Stadt und Region gesehen habe.

Durch Kritik und Selbstkritik zu einem besseren Leben“

Als wichtigen Mechanismus beschreibt Argal das Prinzip der Selbstkritik: „Es gilt, so lange wie nötig über das eigene Denken und Handeln nachzudenken, eine Weile zu schweigen und die eigenen Fehler zu reflektieren. Aber auch darüber nachzudenken, was man glaubt, gut gemacht zu haben, und wie man es noch besser machen könnte.“

Argal ruft Aktivist:innen in Europa zum Türkeiboykott auf, um solidarische Kräfte zu aktivieren und den türkischen Faschismus zu isolieren.