„Idlib-Abkommen erfolglos, Waffen werden versteckt“
Das in Sotschi getroffene Idlib-Abkommen zwischen der Türkei und Russland ist erfolglos, meint Abu Omer Idlibi, ein aus Idlib stammender Kommandant aus den Strukturen der QSD.
Das in Sotschi getroffene Idlib-Abkommen zwischen der Türkei und Russland ist erfolglos, meint Abu Omer Idlibi, ein aus Idlib stammender Kommandant aus den Strukturen der QSD.
Abu Omer Idlibi ist Generalkommandant der Liwa Shimal Demokratik, eine der bewaffneten Einheiten innerhalb der Demokratischen Kräfte Syriens (QSD). Gegenüber ANF hat sich der aus Idlib stammende Kommandant zu dem in Sotschi von Putin und Erdoğan getroffenen Abkommen zur Einrichtung einer entmilitarisierten Zone im syrischen Gouvernement Idlib geäußert.
Abu Omer Idlibi hat mit seiner Einheit bis 2014 in Idlib gegen die syrische Armee und den sogenannten Islamischen Staat (IS) gekämpft. Dazu erklärt er: „Als 2011 die Revolution begann, war Idlib eine der ersten Städte, die sich gegen das diktatorische Regime erhoben haben. Die Bevölkerung trifft keinerlei Schuld. Das Ziel des Aufstandes waren Demokratie und Freiheit. Leider hat das Regime zu brutaler Gewalt gegriffen. Der Aufstand musste in einen bewaffneten Kampf umgewandelt werden.
Diese Situation kam der Türkei gelegen. Viele Terrorgruppen wurden nach Idlib geschleust und dort von der Türkei unterstützt. Die Türkei und Katar haben diesen dschihadistischen Gruppen immer materielle Unterstützung geleistet. Die Kräfte, die in Idlib wirklich Demokratie wollten, wurden verjagt und zerrieben. Idlib wurde von der Türkei immer mehr zu einem Dschihadistenzentrum gemacht. 2011 erhob sich die Bevölkerung mit der Forderung nach Demokratie und Freiheit. Seit 2012 bis heute ist sie nur noch unterdrückt. Die Gewalt des Regimes und anschließend der Dschihadistengruppen hat die Menschen geschwächt.“
Von Volksaufständen zum Dschihad
Die Menschen in Idlib hätten im Verlauf der Aufstände miterleben müssen, wie der türkische Staat aus Eigeninteressen in Syrien intervenierte, erklärt Omer Idlibi. Die demokratischen Kräfte wurden auf Anweisung der Türkei von „terroristischen Gruppen“ zerstört und aus der Region vertrieben:
„Wir und andere Kräfte, die wie wir unter anderen Namen weiterkämpfen, wurden 2014 von den terroristischen Kräften aus Idlib vertrieben. Während wir gegen das Regime und den IS kämpften, wurden wir von al-Nusra angegriffen. Wir sollten vernichtet werden, weil wir den IS bekämpften und uns dagegen stellten, dass aus der Revolution von Syrien ein Dschihad entsteht.
Vorher half die Türkei allen Gruppen. Als wir den Dschihad jedoch ablehnten, wurde uns die Unterstützung gestrichen. Auf türkischen Befehl vereinigten sich alle Terrorgruppen gegen uns und griffen uns an. Wir mussten Idlib verlassen.“
Sotschi ist ein Misserfolg
Von Anfang an sei er gegen das Abkommen von Sotschi zwischen der Türkei, Russland und dem Iran gewesen, sagt Abu Omer Idlibi: „Wir waren dagegen, weil wir wussten, dass dabei für die Völker Syriens und für Idlib nichts Gutes herausgekommen kann. Das Abkommen dient lediglich den Interessen Russlands und der Türkei.
Auf der anderen Seite wussten wir auch, dass es der Türkei nicht gelingen wird, die Verpflichtungen dieses Abkommens einzuhalten. Wir stehen in ständigem Kontakt mit den Menschen in Idlib. Sie sagen, dass der Beschluss zur Einrichtung einer entmilitarisierten Zone nicht umgesetzt wird. Al-Nusra und alle anderen von der Türkei unterstützten Dschihadisten haben ihre schweren Waffen verborgen.“
Türkische Geheimdienstoperationen
Idlibi betont, dass die Türkei und Russland auf der einen Seite vorgeben, die Verpflichtungen von Sotschi würden eingehalten. Auf der anderen Seite führt der türkische Geheimdienst MIT Attentate gegen Kommandanten der Hayat Tahrir al-Sham (HTS) durch, um Russland eine Botschaft zu vermitteln, so Idlibi: „In der letzten Zeit sind die Gruppierungen in Idlib aneinandergeraten und mehrere Kommandanten wurden getötet. Der türkische Geheimdienst lässt Attentate gegen HTS-Kommandanten durchführen und signalisiert damit Russland, dass die Türkei die HTS bekämpft und auszulöschen versucht.
Wir wissen jedoch, dass die Türkei nicht das Ziel verfolgt, die Terrorgruppen auszuschalten. Der türkische Staat hat sie die ganze Zeit benutzt und wird es weiter tun. Ein Teil der Dschihadisten ist nach Efrîn gebracht worden. Wer das Sotschi-Abkommen nicht akzeptiert, wird umgebracht. Das kann noch eine ganze Weile so weitergehen. Es lässt sich jedoch ganz klar sagen, dass der türkische Staat nicht die Absicht hat, Idlib zu verlassen. Er will dauerhaft in Idlib, Efrîn und Şehba bleiben. Und dafür ist er zu allen Machenschaften bereit.“