Nach dem Treffen zwischen dem türkischen Republikspräsidenten Erdoğan und dem russischen Staatspräsidenten Putin in Sotschi wurde die Vereinbarung verkündet, eine „entmilitarisierte Zone“ zwischen den Dschihadistenmilizen und syrischen Regierungstruppen in Idlib zu schaffen. Das Gebiet werde eine Größe von 15 bis 20 Quadratkilometern haben, hieß es weiter.
Im Anschluss an die Gespräche in Sotschi stieß Erdoğan auf einer Pressekonferenz direkte Drohungen gegen die befreiten Gebiete in Nord- und Ostsyrien aus. Diese Drohungen werden als Ankündigung betrachtet, die Dschihadistenmilizen aus Idlib gegen diese Gebiete ins Feld zu führen.
Hikmet Hebib vom Exekutivrat des Demokratischen Syrienrats hat gegenüber der Nachrichtenagentur ANHA das Abkommen zwischen Ankara und Moskau zu Idlib bewertet. „In letzter Zeit befindet sich Idlib auf der Tagesordnung. Die internationale Gemeinschaft zeigte sich erstaunt über das Abkommen über die Region. Als MSD betrachten wir es als eine Aufteilung der Region unter den Mächten“, sagte Hebib. Idlib sei in Folge des Abkommens zwischen den regionalen und internationalen Mächten nun offiziell unter die Kontrolle von Tausenden, offen von der AKP-Regierung unterstützten Terroristen gelangt, so Hebib weiter.
Unausgesprochene Abkommen zwischen Ankara und Moskau
„Die syrischen Konfliktparteien wurden von dem Entscheidungsprozess ferngehalten. Russland spricht im Namen des Regimes, der türkische Staat im Namen der Terroristen. Beide Seiten entscheiden entsprechend ihrer eigenen Vorteile. Wir nehmen wahr, dass es gefährliche Verabredungen zwischen beiden Staaten gegeben hat, die aber bisher noch nicht bekanntgegeben worden sind. Es besteht die Gefahr, dass die entmilitarisierte Zone der Türkei zugeschlagen wird. Die Beispiele von Iskenderun und der heute vom türkischen Staat besetzten Gebiete zeigen dies deutlich“, sagte Hebib.
Er persönlich nehme als Syrer die Pläne der AKP-Regierung als Bedrohung für die Region wahr. Diese Vorhaben schlössen auch die vom türkischen Staat als moderate Opposition bezeichneten Terroristen der „Schutzschild-Euphrat-Offensive“ in Cerablus ein. „Als MSD sind wir über dieses unausgesprochene Abkommen sehr besorgt. Uns ist es sehr wichtig, dass endlich kein Blut der syrischen Bevölkerung mehr fließt.“
Zu Erdoğans Drohungen sagte Hebib: „Der türkische Staat richtet sich gegen das Projekt der demokratischen Nation und versucht es mit Hilfe der geschlossenen Abkommen ins Visier zu nehmen. Diese schmutzigen zwischenstaatlichen Abkommen wurden in Efrîn umgesetzt und zeigen sich jetzt wieder in Idlib.“
Diese Einigungen bewegen sich nach Ansicht Hebibs in Richtung einer Teilung Syriens und der Annexion eines Teils des Landes durch die Türkei. Ein Dialog zwischen dem Regime und der Bevölkerung sei dringend notwendig, damit dies verhindert werde. Schließlich habe Damaskus die aktuelle Situation zu verantworten. „Bevor man sich die Beziehungen zwischen uns und dem Regime vor Augen führt, muss man beachten, dass es das Regime ist, das für das Geschehene verantwortlich ist. Wir beobachten diese Situation schon lange und sind besorgt, dass diese terroristischen Gruppen in unsere Region geschickt werden.“ Hebib betonte außerdem, dass die Demokratischen Kräfte Syriens (QSD) bereit seien, gegen jeden Angriff Widerstand zu leisten: „Wir werden unser demokratisches Projekt in Nord- und Ostsyrien schützen.“