Die Befreiungskräfte Efrîns (HRE) haben eine Bilanz ihres Widerstands gegen die türkische Besatzung im Norden Syriens für den Zeitraum 2. bis 29. April veröffentlicht. Demnach sind bei diversen Aktionen in Efrîn und Umgebung vier Soldaten der türkischen Armee und sechs Mitglieder dschihadistischer Söldnergruppen getötet worden. Zwölf weitere Angehörige des Besatzungsregimes wurden bei den Aktionen verwundet. Der HRE-Kämpfer Deştî Efrîn ist gefallen.
Zu den einzelnen Aktionen teilen die HRE mit, dass am 2. und 6. April zwei Dschihadisten in Bab und Mare von Snipern getötet wurde. Am 13. und 18. April wurden Söldner in Eble und Mare angegriffen. Am 23. April führten die HRE einen Angriff mit schweren Waffen auf einen türkischen Stützpunkt in Daxilbaş durch, ein Soldat kam ums Leben, drei weitere wurden verletzt. In Azaz wurden am 26. und 28. April zwei Dschihadisten von HRE-Snipern getötet. Am 29. April erfolgten Angriffe auf Stützpunkte der türkischen Armee in den Dörfern Enabkê und Kefirmizê in Efrîn-Şera, dabei kamen drei Soldaten ums Leben.
Der Kämpfer Deştî Efrîn ist den Angaben zufolge am 28. April gefallen. Wie die HRE mitteilen, hieß der in Efrîn geborene Kurde mit bürgerlichem Namen Arif Reşkilo und hat sich seit der Revolution von Rojava daran beteiligt. Er nahm an der Offensive gegen islamistische Gruppen in Aleppo teil und war im Widerstand gegen die türkische Invasion in Efrîn. Nach der Besatzung des Kantons habe er weiter für die Freiheit und Unabhängigkeit seiner Heimat gekämpft. Die HRE erklären, dass Deştî Efrîn auch in harten und schwierigen Momenten niemals aufgegeben habe und von seinen Mitkämpfer:innen geliebt und respektiert wurde. Den Angehörigen und der Bevölkerung von Efrîn sprechen die HRE ihr Mitgefühl aus: „Wir versprechen erneut, dass wir der Kampflinie unserer Gefallenen folgen und ihre Ziele erreichen werden.“
HRE: Für die Befreiung von Efrîn gegründet
Die HRE – Hêzên Rizgariya Efrînê – haben sich nach der Besatzung von Efrîn (Afrin) durch die Türkei mit dem Ziel gegründet, die Region zu befreien und eine Rückkehr der vertriebenen Bevölkerung zu ermöglichen. Durch den Angriffskrieg Anfang 2018 sind rund 300.000 Menschen aus Efrîn vertrieben worden.
Bis zu der türkischen Invasion war Efrîn die stabilste Region Syriens und galt inmitten eines brutal geführten Bürgerkriegs als sicherer Hafen für unzählige Binnenvertriebene aus anderen Teilen des Landes. Der Angriff auf die ehemals nach dem Kantonsprinzip von Rojava selbstverwaltete Region kam zu einem Zeitpunkt, als eine mögliche politische Lösung nach der weitgehenden Zerschlagung der Dschihadistenmiliz „Islamischer Staat“ (IS) wieder vermehrt diskutiert wurde.
Bei ihrem Angriffskrieg bediente sich die Türkei der Unterstützung dschihadistischer Milizen, die durch Ankara ausgebildet, ausgerüstet und finanziert worden sind und heute dem Besatzungsregime dienen. Durch die Ansiedlung ihrer Familien wird die demografische Struktur gezielt verändert.
Permanente Angriffe in Efrîn und Şehba
Seit der Besetzung Efrîns und einer damit einhergehenden Etablierung eines Terrorregimes ist der Alltag in Efrîn geprägt von Gewalt in unterschiedlichen Ausformungen. Das Gros dieser Gewalt geht von der türkischen Armee aus, die im Bündnis mit islamistischen Milizen ist. Nahezu täglich schlagen Bomben und Granaten in Siedlungen ein und Drohnen des NATO-Staates führen gezielte Angriffe durch. Auch die an Efrîn angrenzende Region Şehba – beide Regionen wurden durch eine Neuerung des Gesellschaftsvertrags von Nord- und Ostsyrien zum Kanton Efrîn-Şehba zusammengefasst – wohin Hunderttausende Bewohnerinnen und Bewohner im Zuge des Angriffskrieges von 2018 vertrieben wurden, ist von der Gewalt betroffen. Am Sonntag wurden zwei Zivilisten bei Artillerieangriffen türkisch-dschihadistischer Besatzungstruppen auf das Dorf Bênê in Efrîn-Şêrawa verletzt.