Hesekê: IS-Waffenschmuggler bei QSD-Operation festgesetzt

In Nordostsyrien sind zwei mutmaßliche Mitglieder eines IS-Schmugglerrings im Rahmen einer QSD-Operation festgenommen worden. Einer der Männer soll für die Versorgung von Terrorzellen mit Waffen im Camp Hol verantwortlich gewesen sein.

Bei einem Einsatz von Spezialeinheiten der Demokratischen Kräfte Syriens (QSD) nahe Hesekê sind zwei mutmaßliche Mitglieder der Dschihadistenmiliz „Islamischer Staat“ (IS) festgenommen worden. Wie das Bündnis am Dienstagabend mitteilte, wird einer der beiden Männer beschuldigt, für die Versorgung von Terrorzellen im Auffang- und Internierungslager Hol mit Waffen verantwortlich zu sein. Außerdem sei er in den Transfer von IS-Mitgliedern aus dem Lager in andere Gebiete Syriens eingebunden gewesen. Der zweite Festgenommene soll ein Helfer des Mannes sein.

Der Zugriff erfolgte den Angaben zufolge in der Nacht auf Montag in der Kleinstadt Hol. Das Provinznest liegt rund vierzig Kilometer südöstlich von Hesekê und beherbergt das Hol-Camp, in dem sich derzeit mehr als 50.000 Menschen aufhalten. Die QSD sicherten bei einer Razzia in dem Haus des ranghohen IS-Mitglieds diverse technische Ausrüstungsgegenstände. Truppen der internationalen Anti-IS-Koalition unterstützten die Operation mit Luftüberwachung.

Die für Terrorismusbekämpfung im Nahen Osten zuständige US-Kommandostelle „Combined Joint Task Force – Operation Inherent Resolve“ (CJTF-OIR) teilte ergänzend mit, dass die beiden Festgenommenen wichtige Funktionen bei der Koordinierung des IS-Schmugglernetzwerks rund um das Camp Hol inne gehabt haben sollen. Ihre Festsetzung werde die Fähigkeit der Terrorgruppe zu Anschlägen beeinträchtigen, ihre Zellenstrukturen schwächen und die Sicherheit und Stabilität im Lager Hol verbessern, hieß es in der Mitteilung.

Erst vor wenigen Tagen war den QSD bereits ein wichtiger Schlag gegen das Schmuggel-Netzwerk des IS gelungen. Im Zuge zweier verschiedener Operationen in al-Daschischa bei Hesekê sowie in Deir ez-Zor im Osten Syriens waren zwei Mitglieder der Terrorgruppe festgesetzt worden. Sie sollen ebenfalls in den Transfer von Waffen und Söldnern verwickelt gewesen sein.

Brutstätte des IS: Camp Hol

Hol gilt als Brutstätte des IS. Aktuell sind dort rund 55.000 Menschen aus verschiedenen Ländern untergebracht, darunter auch zahlreiche Frauen und Kinder von IS-Dschihadisten, die nach der Einnahme der letzten Terrorbastion Baghuz Anfang 2019 von den QSD aufgegriffen wurden. Über 25.000 der Internierten sind Minderjährige, denen die IS-Doktrin beigebracht wird. Dadurch entsteht die Gefahr, dass eine neue Generation von Terroristen geschaffen wird. IS-Frauen und die Jugendorganisation der Terrormiliz haben eigene Strukturen aufgebaut und begehen immer wieder Gräueltaten an Personen, die sich vom IS trennen wollen oder nicht nach den Maßstäben der Terrororganisation leben. Erst vor wenigen Tagen war in Hol eine 27-jährige syrische Binnenvertriebene bei einem Messerangriff schwer verletzt worden. Diese Situation hängt vor allem mit der fehlenden Bereitschaft zu internationaler Unterstützung für die Selbstverwaltung Nord- und Ostsyriens und Rücknahme der Insass:innen ab. Die wenigsten Staaten sind bereit, ihre in Camp Hol festgehaltenen Bürgerinnen und Bürger zurückzunehmen.

Über 170 Morde in zwei Jahren

Im Jahr 2022 sind in Camp Hol mindestens 44 Menschen von den dortigen IS-Strukturen ermordet worden, dutzende Menschen überlebten Anschläge. Im November waren in dem Lager die enthaupteten Leichen zweier ägyptischer Mädchen gefunden worden. Sie sollen elf und 13 Jahre alt gewesen sein. Die Körper lagen im Abwassersystem. 2021 gab es sogar 127 Mordfälle in Hol.