Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan hat bei seinem Besuch bei US-Präsident Donald Trump am Mittwoch behauptet, die Rechte der Christen in Nordsyrien würden berücksichtigt. Seit Tagen werden die Christen in der Region jedoch massiv bombardiert. Ihnen droht die Vernichtung.
Bei den meisten Bewohnern der Dörfer am Fluss Habur in Nordsyrien handelt es sich um Nachkommen der beim Genozid von 1915 deportierten Assyrer, Aramäer, Chaldäer und Armenier. Genau diese Region ist massiven Luft- und Bodenangriffen des türkischen Staates ausgesetzt.
Erdoğan hat in Washington sogar davon gesprochen, dass es besondere Bemühungen für die „Chaldäer, Eziden und Christen“ gebe: „Wir bringen ihnen Nahrungsmittel, Kleidung, Medizin und so weiter.“
Besatzung und Plünderung
Seit gestern greift der türkische Staat mit seinen aus al-Qaida, IS und al-Nusra gebildeten Milizen die assyrischen Dörfer Til Tawîl, Mezra Gebro, Qasimiyê, Rihaniyê, Reşidiyê, Um el Xêr und Erbain an. Um die kleine Stadt Til Temir zu besetzen, finden Angriffe aus dem Westen, Norden und Osten statt. In Til Temir haben Suryoye, Kurden, Armenier und Araber bisher friedlich zusammengelebt.
In den inzwischen besetzten Dörfern Qasimiyê, Reşîdiyê und Rihaniyê haben die Dschihadisten mit Plünderungen begonnen. Sie gehen in die Häuser der geflüchteten Bevölkerung und stehlen Wertgegenstände.
Militärrat der Suryoye leistet Widerstand
Der Militärrat der Suryoye und die assyrischen „Wächter des Habur“ (Parêzvanên Xabûr) leisten weiter Widerstand gegen die Besatzung. Seit Mittwoch sind fünf Kämpfer*innen gefallen, drei Kämpfer gerieten in Gefangenschaft.
Im Dorf Til Kevçî erklärte Semir Tuma gegenüber ANF, dass seine Vorfahren aufgrund der Massaker der Osmanen in die Region gekommen sind: „Es wird behauptet, dass der Krieg aufgehört hat, aber das ist eine Lüge. Gerade wird das gegenüberliegende Dorf Erîşa angegriffen. Die Bevölkerung flüchtet. Wir sollen von hier vertrieben werden, aber wo sollen wir hingehen?“