Gedenken an Genozid-Opfer in Qamişlo
Mit einer Gedenkfeier in der Kirche Qadis Hagop in der nordostsyrischen Stadt Qamişlo ist des Völkermords an den Armeniern im Osmanischen Reich gedacht worden.
Mit einer Gedenkfeier in der Kirche Qadis Hagop in der nordostsyrischen Stadt Qamişlo ist des Völkermords an den Armeniern im Osmanischen Reich gedacht worden.
Mit einer Gedenkfeier in der Kirche Qadis Hagop in der nordostsyrischen Stadt Qamişlo ist des Völkermords an den Armeniern im Osmanischen Reich gedacht und heftige Kritik an der Türkei geübt worden.
Die Gedenkfeier wurde vom Priester der Qadis-Hagop-Kirche, die im Viertel Wehde liegt, mit einem Grußwort eingeleitet. Nach einer Zeremonie verlasen einige Anwesende in Gedenken an die Opfer des Genozids Gedichte. Dikran Hezariyan, ein Nachfahre einer armenischen Familie, die 1922 aus Sason (kurdisch: Qabilcewz) in der nordkurdischen Provinz Êlih (Batman) nach Qamişlo migrierte, nahm ebenfalls an der Gedenkfeier teil. Er erzählte, dass viele seiner Vorfahren während des Genozids ermordet wurden.
„Das Osmanische Reich hat beabsichtigt, die armenische Bevölkerung auszulöschen. Dieser Völkermord wird niemals in Vergessenheit geraten. Heute setzt die türkische Regierung die rassenfanatische Politik der Osmanen fort. Sie ist gegen die Existenz aller Völker. In Rojava leben wir unseren Glauben frei und fühlen uns sicher. Doch die Besatzungsmacht Türkei versucht auch hier alles Erdenkliche, um uns das Leben schwer zu machen“, sagte Hezariyan.
Zwischen 1915 und 1918 wurden unter Verantwortung der jungtürkischen Regierung mindestens 1,5 Millionen christliche Armenier, Pontos-Griechen und andere Christen ermordet. Mittlerweile haben mehr als 20 Staaten das Geschehen als Genozid offiziell anerkannt, darunter auch Deutschland. Papst Franziskus nannte den Genozid, den die Armenier Aghet („Katastrophe“) nennen, den „ersten Völkermord des 20. Jahrhunderts”. Die Türkei spricht hingegen nur von Massenvertreibungen und von gewalttätigen Auseinandersetzungen im Zusammenhang mit dem Ersten Weltkrieg.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts lebten noch rund zwei Millionen Armenier im Osmanischen Reich. Dieses befand sich im Niedergang, in Europa sprach man vom „kranken Mann am Bosporus“. Im Gegenzug wuchs der Nationalismus, der sich nicht zuletzt gegen die Armenier richtete. Sie waren häufig wohlhabender und gebildeter als ihre türkischen Landsleute. Zwischen 1894 und 1896 kam es zu Pogromen, bei denen bis zu 300.000 Menschen getötet wurden.
1908 übernahmen die sogenannten Jungtürken die Macht in Konstantinopel, dem heutigen Istanbul und setzten den bisherigen Sultan ab. An seiner Stelle wurde ein Marionettenherrscher als Nachfolger installiert. 1913 putschte sich ein Triumvirat an die Spitze des Staates, bestehend aus Innenminister Talat Pascha (Mehmed Talaat Bey), Kriegsminister Ismail Enver und Marineminister Ahmed Cemal. Sie regierten das Reich faktisch als Diktatur.
Ab März 1915 wurden die armenischen Soldaten der osmanischen Armee entwaffnet, ein großer Teil von ihnen wurde umgebracht. Am 24. April 1915 verfügte Innenminister Talat Pasche die Verhaftung der armenischen Elite aus der osmanischen Hauptstadt Istanbul. Dieser Tag gilt als eigentlicher Auftakt des Genozids. Den anschließenden Massakern, Todesmärschen, der Hungersnot und Massendeportation fielen mehr als 1,5 Millionen Menschen zum Opfer.