Friedhofsbesuche zum Opferfest in Rojava

Mit dem islamischen Opferfest erinnern Muslime an die große Vertrauensfrage, vor die Gott Abraham gestellt hat. Aus Anlass des Festes werden Friedhöfe besucht, um der Verstorbenen zu gedenken. In Rojava pilgern Menschen auf die Gefallenenfriedhöfe.

Für rund zwei Milliarden Muslime hat am Mittwoch das Opferfest Eid al-Adha begonnen. Das Fest, das sich über vier Tage erstreckt, bildet den Höhepunkt und Abschluss der jährlichen Pilgerfahrt der Muslime nach Mekka (Hadsch) und ist das höchste aller islamischen Feste. Im Zentrum steht die Figur des Abraham oder Ibrahim, wie er im Arabischen heißt. Höhepunkt in der Erzählung über den Stammvater von Juden, Christen und Muslimen ist in allen drei Religionen die Aufforderung Gottes, er solle seinen Sohn opfern.

Die Muslime feiern beim Opferfest den glücklichen Ausgang der göttlichen Prüfung, bei der der Sohn des Propheten gerettet wird und Abraham an seiner Statt einen Widder schlachtet. Die Geschichte von Abraham und seinem Sohn verdeutlicht Allahs Barmherzigkeit gegenüber den Menschen. Auch trägt das Fest zum gesellschaftlichen Frieden bei, denn Solidarität und gegenseitige Hilfe gehören zum Abrahamsfest, wie das Opferfest auch genannt wird, da durch die Opferspende ein Ausgleich bei den ungerechten Einkommensverhältnissen angestrebt wird.


Friedhofsbesuche als Traditionselement

Traditionell wird am ersten Morgen des Opferfestes der Besuch der Moschee mit einem Gang zum Friedhof abgeschlossen, um verstorbener Angehöriger zu gedenken. Häufig wird der Koran in Gemeinschaft oder individuell verlesen. In Nord- und Ostsyrien pilgerte die Bevölkerung insbesondere auf die zahlreichen Gefallenenfriedhöfe, um Bittgebete für Verwandte sprechen.


Auf den Gefallenenfriedhöfen liegen hauptsächlich Menschen, die im Krieg ums Leben gekommen sind: Kämpferinnen und Kämpfer der Demokratischen Kräfte Syriens (QSD), die ihr Leben bei der Verteidigung von Rojava im Widerstand gegen den IS-Terror oder die türkische Besatzung gaben, aber auch Zivilistinnen und Zivilisten, die Opfer dieser Kriege wurden. Größere Gefallenenfriedhöfe in der nordostsyrischen Autonomieregion finden sich in Dêrik, Qamişlo, Amûdê, Hesekê, Dirbêsiyê und Kobanê. Etwas kleinere Begräbnisstätten wurden in Städten wie Til Temir, Raqqa, Deir ez-Zor, Şedadê, Tabqa und Şehba angelegt.