Am 10. Dezember gab die Energiebehörde der Demokratischen Selbstverwaltung von Nord- und Ostsyrien (DAANES) bekannt, dass der Tişrîn-Staudamm am Euphrat infolge gezielter Angriffe der türkischen Armee und ihrer SNA-Proxys betriebsunfähig sei. Bereits zu diesem Zeitpunkt wurde vor katastrophalen Überschwemmungen des umliegenden Gebiets und dem dauerhaften Verlust des Wasserkraftwerks gewarnt. Doch die Angriffe halten seither an.
Konvoi aus Cizîrê
Am 8. Januar machten sich hunderte Fahrzeuge aus verschiedenen Städten der DAANES in einem Konvoi auf den Weg zur Talsperre. Dahinter stand eine Protestaktion der Volksräte gegen die anhaltenden Angriffe. Die zivile Friedenswache, die dieser Konvoi startete, dauert nun bereits den 36. Tag an. Die Menschen schützen den Staudamm seitdem in abwechselnden Gruppen und immer wieder kommen neue Autokorsos an. So versammelten sich gestern Morgen Dutzende Menschen aus dem Kanton Cizîrê in der Stadt Hesekê, um gemeinsam zum Staudamm zu fahren.
Stimmen von Teilnehmenden
Zehra Elî, Mitglied des Frauendachverbands Nord- und Ostsyriens, Kongra Star in Hesekê, wird an der Mahnwache teilnehmen. Sie sagte: „Wir gehen zum Tişrîn-Damm. Wir werden uns gegen die Besetzung stellen. Den Damm zu schützen, ist unser aller Pflicht.“ Ein Einwohner von Hesekê namens Botan Cizîrî fügte hinzu, dass der Erfolg des Widerstands um den Tişrîn-Damm ein Sieg für ganz Nord- und Ostsyrien sei.
„Die Angriffe können unseren Willen nicht brechen“
Auch eine Frau namens Munawer Yusif erklärte, dass die Angriffe den Willen der Menschen in der Region nicht brechen könnten und fuhr fort: „Wir gehen zum Damm, um die YPJ und die QSD zu unterstützen.“
In dieser Stimmung machte sich die Menge aus den Städten Hesekê (al-Hasakah), Til Temir, Dirbêsiyê, Til Birak (Tell Brak) und Şedadê (asch-Schaddadi) in Richtung des Tişrîn-Damms auf und rief Slogans, mit denen sie den Widerstand der QSD und YPJ grüßte.
Fortwährende Angriffe
Seit dem Bestehen der Mahnwache finden regelmäßig Angriffe vom türkischen Militär mit schweren Waffen, Artillerie und Drohnen auf solche zivilen Konvois statt, die sich auf dem Weg zur Mahnwache befinden. Bereits der erste Konvoi am 8. Januar wurde bombardiert, wobei die Medienschaffenden Nazim Daştan und Cihan Bilgin getötet wurden. Die Angriffe forderten insgesamt bisher Dutzende Tote und über 200 Verletzte. Letzte Woche wurde die Mahnwache direkt angegriffen, wobei zwei Frauen und ein Mann, die aus der Stadt Kobanê gekommen waren, verletzt wurden.
Solidarität mit QSD
Die Aktion der zivilen Mahnwache steht auch in Solidarität mit den Demokratischen Kräften Syriens (QSD). Diese verteidigen den Damm und verhindern so einen Vorstoß der Türkei an diesem strategisch wichtigen Punkt, welcher auch in Richtung Kobanês zielt.