Finnland holt fünfköpfige IS-Familie zurück

Das finnische Außenministerium hat eine IS-Anhängerin und ihre vier Kinder aus dem Lager Hol in Nordostsyrien zurückgeholt.

Die Autonomieverwaltung von Nord- und Ostsyrien hat eine Finnländerin und ihre vier Kinder aus dem zerschlagenen IS an ihr Heimatland übergeben. Die fünfköpfige Familie lebte zuletzt im Auffang- und Internierungslager Hol bei Hesekê, in dem derzeit knapp 60.000 Menschen untergebracht sind, und wurde nach Angaben des finnischen Außenministeriums aus Syrien über die Türkei repatriiert.

„Die Behörden Finnlands sind verfassungsrechtlich verpflichtet, die Grundrechte der finnischen Bürgerinnen und Bürger - insbesondere der Kinder - in diesen Lagern so weit wie möglich zu schützen“, teilte das Außenministerium mit. Die einzige Möglichkeit dies umzusetzen bestehe darin, sie nach Finnland zu bringen. Bei den rückgeführten Personen handelt es sich um Mitglieder der gleichen Familie. Eines der Kinder der Mutter hat das Erwachsenenalter erreicht, das jüngste ist unter fünf Jahre alt. Finnland repatriiert nicht nur die Kinder, sondern auch ihre Mütter, da das Wohl des Kindes Vorrang habe. Andere Länder holen lediglich die Kinder von IS-Mitgliedern zurück.

Seit der Zerschlagung der Territorialherrschaft der Terrorgruppe „Islamischer Staat“ in Syrien im Frühjahr 2019 hat Finnland mit der jüngsten Rückholungsaktion insgesamt 35 seiner Staatsangehörigen, die von den Demokratischen Kräften Syriens (QSD) gefangengenommen worden waren, zurückgenommen. Dabei handelt es sich um 26 Kinder und neun Erwachsene. Laut den Behörden in Helsinki befinden sich aktuell noch ein Dutzend Personen mit finnischer Staatsbürgerschaft in Auffanglagern im nordostsyrischen Autonomiegebiet.

„Die Lager im Nordosten Syriens stellen ein ernstes, langfristiges Sicherheitsrisiko dar. Je länger die Kinder in den Lagern ohne Schutz und Bildung festgehalten werden, desto schwieriger wird es, gewalttätigen Extremismus und Radikalisierung zu bekämpfen“, heißt es in der Erklärung des finnischen Außenministeriums. Die verbliebenen Staatsangehörigen wolle das skandinavische Land ebenfalls in absehbarer Zeit aus den Camps in Nordostsyrien in ihre Heimat zurückführen.

Situation in Camps gerät außer Kontrolle

Der Außenbeauftragte der Selbstverwaltung, Abdulkarim Omar, warnt derweil vor einer neuen IS-Generation, die in den Internierungs- und Auffanglagern in Nordostsyrien heranwächst, und fordert Unterstützung der Herkunftsländer der IS-Gefangenen und ihrer Angehörigen. „Die internationale Öffentlichkeit muss uns helfen. Es wird nichts unternommen, damit die IS-Mitglieder vor Gericht gestellt werden können. Auch hinsichtlich der IS-Familien in den Lagern wird keine Unterstützung geleistet. Wir fordern seit langer Zeit einen Gerichtshof für Prozesse gegen die Islamisten, aber niemand reagiert auf unsere Appelle. Die Frauen und Kinder in den Lagern sind eine große Gefahr. Sie geben dem IS eine neue Gestalt. Die Kinder werden mit Hass aufgezogen“, sagte Omar in einem ANF-Interview.