Der am 9. Oktober begonnene Angriffskrieg der türkischen Armee konzentriert sich besonders auf die Grenzstadt Serêkaniyê (Ras al-Ain). In den letzten Tagen wird die Stadt ununterbrochen bombardiert. Es gibt starke Hinweise auf den Einsatz verbotener Chemiewaffen. Tausende Zivilisten befinden sich in Lebensgefahr.
In der vergangenen Nacht ist auch das Krankenhaus in Serêkaniyê bombardiert worden. Die Journalist*innen Ersin Çaksu und Ruken Cemal haben das Krankenhaus unter schwierigen Umständen erreicht. Wie ANF-Korrespondent Ersin Çaksu mitteilt, haben letzte Nacht zwei umfangreiche Angriffe stattgefunden. Die Angriffe konnten zum Teil zurückgeschlagen werden, aber das Krankenhaus ist immer noch im Visier der Invasionstruppen: „Es handelt sich um das einzige Krankenhaus in Serêkaniyê. Das Personal arbeitet unter sehr schwierigen Bedingungen und eingeschränkten Mitteln. Die Verletzten werden unter der ständigen Gefahr einer weiteren Bombardierung behandelt.“
Nach den nächtlichen Angriffen ist das Krankenhaus am Donnerstagvormittag erneut von den Besatzern angegriffen worden. In seinem Videobeitrag blickt Ersin Çaksu auf die Uhr und sagt, dass es 10.50 Uhr ist. Es sind Schüsse zu hören. Çaksu teilt mit, dass das Krankenhaus unter dem Schutz der Sicherheits- und Selbstverteidigungskräfte steht. In der Abteilung, in der er sich aufhält, sind die Lichter erloschen. Von draußen dringt Tageslicht herein.
Die Schüsse werden lauter und scheinen näher zu kommen. In diesem Moment wird ein Verletzter eingeliefert und sofort in Behandlung genommen. Draußen sind Explosionen zu hören. Das Krankenhaus riecht nach Schießpulver. Einige Fenster sind zerschossen, auf dem Boden liegen Scherben.
Eine Mitarbeiterin des Krankenhauses bezeichnet die Angriffe als Genozid. Sie trägt einen grünen Kittel. Ein männlicher Mitarbeiter hat sich eine Lampe am Kopf festgebunden, weil der Strom ausgefallen ist. Beide erklären, dass sie ihre Arbeit fortsetzen müssen. „Es sind viele Menschen von den islamistischen Proxys des türkischen Staates getötet worden. Darunter sind Frauen und Kinder. Einige haben sehr schwere Verletzungen. Es werden auch verletzte Kämpferinnen und Kämpfer eingeliefert. Die meisten sind jedoch Zivilisten, deren Häuser bombardiert wurden. Wir werden bis zum Schluss Widerstand leisten.“
Die Verletzten werden im Halbdunkeln behandelt. Einige Abteilungen sind völlig dunkel, man kann sich nur mit Taschenlampen bewegen. In vielen Betten liegen Verletzte nebeneinander.
In dem Krankenhaus arbeitet auch eine US-Amerikanerin. Sie erklärt, dass Krankenwagen beim Transport von Verletzten angegriffen worden sind. Aus diesem Grund können viele Verwundete nicht transportiert werden und sterben. Die Krankenschwester fordert die Schließung des Luftraums für türkische Flugzeuge. Andernfalls werden auch die Verletzten im Krankenhaus sterben.