Entflohene IS-Anhängerinnen in Hesekê gefasst

Drei IS-Dschihadistinnen mit russischer Staatsbürgerschaft, die mit ihren Kindern aus Camp Hol in Nordostsyrien flüchten konnten, sind bei einem Spezialeinsatz der QSD gefasst worden. Die Frauen hatten vor, sich in die Türkei abzusetzen.

Drei Anhängerinnen der Terrororganisation „Islamischer Staat“ (IS), die aus dem Camp Hol (al-Haul) im nordöstlichen Syrien flüchten konnten, sind wieder gefasst worden. Die Fahnder*innen konnten die Dschihadistinnen und ihre sechs Kinder in einem Haus in Hesekê festnehmen. Auch ein Helfer der Frauen befindet sich in Gewahrsam.

In der zurückliegenden Woche waren Angehörige von Y.A.T., den Antiterroreinheiten der Demokratischen Kräfte Syriens (QSD), mehreren Hinweisen zum Aufenthaltsort der IS-Anhängerinnen nachgegangen. Am Donnerstag erfolgte im Ortsteil Kelasê der Zugriff. Nach Y.A.T.-Informationen machten die Frauen unterschiedliche Angaben bei ihrer Vernehmung. Eine gab demnach an, aus Camp Hol geflohen zu sein, weil sie nach Idlib wolle. Die beiden anderen erklärten, sie hätten versucht, in die türkischen Besatzungszonen al-Bab, Dscharablus oder Azaz zu gelangen. Von dort aus wollten sie weiter in die Türkei.

ANHA-Reporter haben den Einsatz begleitet

Ende November hatte Roj Hesen aus der Leitung von Camp Hol gegenüber ANF erklärt, dass es seit Beginn der Invasion in Nord-und Ostsyrien immer schwieriger sei, das Lager unter Kontrolle zu halten. In den Gefängnissen mit Mitgliedern des IS sei die Lage ähnlich. Bisher konnten 635 Fluchtversuche vereitelt werden. Viele internierte IS-Gefangene und ihre Familienangehörigen konnten allerdings aus Hol entkommen.

Camp Hol

Camp Hol liegt etwa 40 Kilometer östlich der Kantonshauptstadt Hesekê. Es wurde Anfang 1991 während des Zweiten Golfkriegs vom UNHCR für irakische Flüchtlinge errichtet. Nachdem es zwischenzeitlich geschlossen war, wurde das Camp im Zuge des Irakkrieges 2003 wiedereröffnet. Seit der Zerschlagung der Territorialherrschaft des IS im vergangenen März wird es hauptsächlich zur Unterbringung von Frauen und Kindern benutzt, die zuvor in Gebieten unter IS-Kontrolle lebten. In Camp Hol sind rund 71.000 Menschen untergebracht. Knapp 40.000 von ihnen sind IS-Frauen mit ihren Kindern.

Gefasste IS-Anhängerinnen werden abgeführt

Gewaltvorfälle 

Seit Monaten kommt es im Camp Hol zudem zu Gewaltvorfällen, denn parallel zum Beginn der völkerrechtswidrigen Invasion der Türkei in Nord- und Ostsyrien ist die islamistisch motivierte Gewalt in dem Lager angestiegen. Anhängerinnen des sogenannten IS haben einen heimlichen Gerichtshof gegründet, vor dem Frauen aus dem Camp für „Fehlverhalten“ verurteilt werden. Mit einer „Religionspolizei” (Hisba) versuchen sie zudem, ihre tyrannische Herrschaft aufrechtzuerhalten. Etliche Menschen wurden bereits von Dschihadistinnen ermordet. Erst gestern entdeckte die Camp-Leitung die Leichen eines irakischen Ehepaares. Auch hier gehen die Behörden von einem religiös motivierten Gewaltverbrechen aus.