Efrîn: Besatzungstruppen foltern systematisch

Immer wieder entführen und foltern protürkische Milizen Einwohner*innen von Efrîn, um Schutzgeld von ihnen zu erpressen.

Mit der Besatzung von Efrîn im März vergangenen Jahres begannen die protürkischen Milizen und die türkische Armee die Bevölkerung zu terrorisieren. Immer wieder „verschwinden“ Menschen oder werden zur Erpressung von Lösegeldern verschleppt und gefoltert. Die Flucht der Menschen nach Şehba hält daher weiterhin an.

Zuletzt kam eine vierköpfige Familie aus Efrîn. Die Familie hatte es nach der Zahlung einer hohen Geldsumme geschafft, das befreite Stadtviertel Şêxmeqsûd in Aleppo zu erreichen. Sie wird von der Kommune Şehîd Rûbar Qamişlo versorgt.

Fingernägel herausgerissen

L.H. berichtet über die Grausamkeiten, die sie in Efrîn erlebt haben: „Am ersten Tag versammelten sie uns vor der Moschee und begannen unsere Häuser zu plündern. Nach den Plünderungen begann die Folter. Sie haben die Jugendlichen aus dem Dorf entführt und auch sie schwer gefoltert. Manche starben, andere haben ihre Fähigkeit zu sprechen verloren.“

L.H. berichtet über die Folter einer Frau namens E.M.: „Sie haben E.M. alle Fingernägel herausgerissen. Dann haben sie zwei weitere Frauen verschleppt und letzte Woche freigelassen. Danach wurden sie aber gleich wieder verschleppt.“

Olivenernte beschlagnahmt

Außerdem forderten die Dschihadisten die Hälfte der Olivenernte des Dorfes. Diejenigen, die sich weigerten, wurden mit dem Tod bedroht. Zwei Dorfbewohner, die standhaft ihre Ernte behalten wollten, wurden verschleppt und grausam gefoltert.

Wir waren wie Gefangene in Efrîn“

R.N., der Ehemann von L.H., erzählt: „Ich war wie ein Gefangener in Efrîn. Ich konnte nicht in mein Dorf fahren. Die patriotische Bevölkerung wird verschleppt und schwer gefoltert. Für ihre Freilassung wird Lösegeld verlangt. Wer die Folter in Efrîn nicht mehr erträgt, verlässt die Region auf irgendwelchen Wegen." R.N. berichtet, dass er alleine wegen des Sprechens von Kurdisch sanktioniert wurde und nur gegen die Zahlung einer hohen Geldsumme frei bleiben konnte.