Efrîn-Bericht: Entführungen, Morde und Kolonialismus

Nach dem Monatsbericht der Menschenrechtsorganisation von Efrîn wurden in der besetzten Region 43 Personen von Besatzungstruppen verschleppt, mindestens fünf Personen sind ums Leben gekommen.

Die Menschenrechtsorganisation von Efrîn hat ihren Bericht für den Monat Juli vorgelegt. In dem seit 2018 von der Türkei und ihrer dschihadistischen Soldateska besetzten nordsyrischen Kanton werden systematisch schwerste Menschenrechtsverletzungen begangen. Dem Bericht zufolge wurden allein im Monat Juli 43 Entführungen durch die Besatzungstruppen registriert. Unter den Verschleppten befinden sich fünf ältere Menschen und vier Frauen.

Die Entführungen wurden teilweise direkt vom türkischen Geheimdienst MIT, von der sogenannten Militärpolizei, den Söldnergruppen Sham-Front, Ahrar al-Sham, Furqat al-Hamzat, Mohammed Fatih und Sultan Murad sowie der sogenannten „Zivilpolizei“ für „politische Sicherheit“ durchgeführt. Die Entführungen sind häufig mit Lösegeldforderungen verbunden, immer wieder bleiben Entführte jedoch auch verschwunden. Von den über 8.000 seit 2018 entführten Personen wird etwa die eine Hälfte weiterhin vermisst, die andere in Folterzentren gefangen gehalten.

Mindestens fünf Todesfälle im Juli

Die Menschenrechtsorganisation berichtet weiter von fünf Todesfällen im Juli. Bei drei der Betroffenen handelt es sich um Frauen; unter anderem hat ein türkeitreuer Söldnerführer im Dorf Şêx Bilo in Efrîn-Raco seine Ehefrau ermordet.

Abholzungen von Olivenhainen

Die türkischen Besatzungstruppen haben darüber hinaus weitere Mauern in und um Dörfer in Efrîn gebaut und mindestens 3.300 Olivenbäume abgeholzt.

Kolonialistische Siedlungen

Während die ursprünglich kurdische Bevölkerung der Region größtenteils vertrieben wurde, baut die türkische Besatzungsmacht Siedlungen für Angehörige von Söldnergruppen und aus der Türkei abgeschobene Geflüchtete. So soll eine Türkei-loyale Bevölkerung geschaffen und die Annexion vertieft werden. Der Bau von solchen kolonialistischen Siedlungen wurde insbesondere im Dorf Sidank in Efrîn-Cindirês mit 40 Gebäuden fortgesetzt. Das Projekt wird von Katar und Kuweit unterstützt sowie von der berüchtigten Söldnergruppe Nureddin al-Zenki geleitet.