Der Widerstand von Efrîn erschüttert das weltweite Machtsystem

Im globalen Krieg repräsentiert Efrîn den Willen der weltweiten demokratischen Gemeinschaft.

Seit mehr als einen Monat versucht die türkische Besatzungsarmee entgegen internationalem Kriegsrecht und ohne moralische Werte, Efrîn durch psychologische und militärische Angriffe zu Fall zu bringen. Doch trotz Zehntausender Soldaten und islamistischen Söldnern, Kampfflugzeugen und chemischer Waffen, kommen sie kaum voran. Bis heute sind nur wenige Dörfer an der Grenze eingenommen. Die Völker in Efrîn haben durch ihren außerordentlichen Widerstand auch den syrischen Staat zum Handeln bewegt. Es ist die Kraft des Widerstands in Efrîn, die den syrischen Staat befähigt, sich gegen die türkische Invasion zu stellen. Der Widerstand von Efrîn erschüttert das weltweite Machtsystem.

Von jung bis alt – alle sind im Widerstand

Eine Mutter, deren zwei Kinder bereits gefallen sind, die sagt, „auch die anderen fünf werden lieber für die Freiheit und Efrîn kämpfen, anstatt die Stadt den Mördern zu überlassen“. Ein älterer Herr aus Raco mit der Waffe in der Hand, sagt: „Wir erwarten von keinem Staat etwas. Wir werden uns mit Öcalans Ideen verteidigen.“ Oder ein Kind, das beim Spielen durch türkische Artillerie verletzt wurde – alle befinden sich auf die eine oder andere Weise im Widerstand und schreiben Geschichte.

Wo reguläre staatliche Armeen Schwierigkeiten gehabt hätten, auch nur eine Woche standzuhalten, leistet Efrîn einen starken Widerstand gegen die barbarischen Angriffe und ermöglicht auf diese Weise ein Neu- oder Überdenken der bestehenden politischen Ordnung.

Syrien ist zum Knotenpunkt des aktuellen globalen Kriegs geworden und ist seit 2011 Schauplatz von diversen Stellvertreterkriegen. Genauso wie Efrîn sich in der Phase der Stellvertreterkriege hat gegen die von der Türkei eingesetzten islamistischen Banden verteidigen können, wird sie auch den gegenwärtigen Angriffen des türkischen Staates selbst standhalten. Wir sehen, wie der Vorhang fällt und die herrschaftsgierigen Staaten nun als die eigentlichen Akteure des Krieges auf die Bühne treten. Die Völker hielten durch ihren Widerstand Efrîn frei von den dschihadistischen Stellvertretern und machten es so zu einer Oase für leidtragende Flüchtlinge. Auch heute, wenn die großen Staaten angreifen, wird Efrîn zum Widerstands-Manifest der Völker Syriens und der ganzen Welt.

Die Menschen in Efrîn haben durch den revolutionären Volkskrieg ihren Willen offengelegt

Russland, die USA oder die europäischen Staaten, die von sich behaupten, sie seien demokratisch und würden die Menschenrechte verteidigen, beteiligen sich auf direkte oder indirekte Weise an den Besatzungsangriffen gegen Efrîn. Es wurde bereits einige Male an anderen Stellen deutlich, dass jede dieser Mächte eigene politische Interessen verfolgt. Diesen internationalen staatlich-imperialistischen Mächten haben die Kurdinnen und Kurden, die Völker, die Frauen und die Glaubensgemeinschaften in Efrîn durch ihren revolutionären Volkskrieg eindeutig zu verstehen gegeben, dass nicht allein sie in diesem Verteilungskrieg das Sagen haben.

Die Völker Efrîns haben in den letzten sechs Jahren alle schmutzigen Pläne der internationalen Mächte und der Türkei ins Leere laufen lassen und dabei ihre autonome Selbstverwaltung und ihr demokratisches Leben aufgebaut. Sie werden eben diese Errungenschaften, das alternative Leben und ihr direktdemokratisches System auch gegen die derzeitigen Angriffe verteidigen.

Der Widerstand führte dazu, dass die syrische Armee nach Efrîn kam

Der 34-tägige Widerstand der Völker Efrîns und ihre kluge Politik hat zu Rissen in der Staatspolitik der kapitalistischen Kräfte geführt. Nach anfänglich rein verbalen Kritiken, hat das syrische Regime es geschafft, nach 34 Tagen eigene Kräfte zur Verteidigung Syriens nach Efrîn zu schicken. Auch der Iran, der es erkannte, dass die Besatzungsangriffe der Türkei seinen Interessen widersprechen, hat die Entscheidung des syrischen Staates unterstützt. Alle Beobachter des syrischen Bürgerkriegs wissen, dass die syrische Armee der türkischen Armee und ihren islamistischen Verbündeten unterlegen ist und wenig entgegenbringen kann. 2005 waren es die Volksverteidigungseinheiten (YPG) in Hesekê, die die syrische Armee vor der Umzingelung des IS bewahrt haben. Es war auch der Widerstand der YPG, der Cephet El Ekrad und das Volk in Şêx Maqsud, welcher den Fall Aleppos verhindert hat.

Auch anhand der Situation in Dêra Zor können wir eindeutig sehen, dass das syrische Regime für ihre Operation alle ihre Kräfte in Dêra Zor gebündelt und daher gemäß der russischen Politik es akzeptiert hat, dass die Türkei in Idlib einmarschieren durfte. Trotz dieser Bündelung ihrer militärischen Kraft und der Hilfe von Iran und Russland, konnte sie nur aufgrund der Erfolge der Demokratischen Kräfte Syriens (QSD) östlich des Euphrats in Dêra Zor Fortschritte machen. Und auch gegenwärtig ist es wieder die Widerstandskraft der Kämpfer*innen in Efrîn, die das syrische Regime ermutigt hat, nach 34 Tagen sich gegen die Türkei auf die Seite von Efrîn zu stellen. Sie nähren sich vom Widerstandsgeist in Efrîn.

Die kapitalistische Weltordnung mit ihren eigenen Waffen geschlagen

Die Ankunft der syrischen Armee in Efrîn aufgrund des Appells der YPG hat dazu geführt, dass sich die Sprache der Vertreter des Weltsystems geändert hat. Dies wird vor allem in den Erklärungen deutlich. Russland, das der Türkei grünes Licht für die Angriffe gegeben hat und dadurch an der Invasion teilnimmt, hat durch ihren Außenminister Lavrov jüngst erklärt, dass Syrien das Recht habe, ihr Staatsgebiet zu verteidigen. Deutsche Vertreter haben angefangen „ein Ende der Angriffe“ zu fordern. Dieser Schachzug in Efrîn hat die Heuchelei des kapitalistischen Systems gut analysiert und es mit seinen eigenen Waffen zu schlagen gewusst. Denn die Präsenz syrischer Soldaten in Efrîn wird mehr auf der politischen Ebene als auf der militärischen die Gleichgewichte erschüttern und eine Neuordnung provozieren. Natürlich ist es so, dass im Mittleren Osten kein politischer Vorstoß ohne eine militärische Kraft im Rücken erfolgversprechend sein kann. Und die Stütze des Politischen in Efrîn ist zum einen die QSD und zum anderen der revolutionäre Volkskrieg der Menschen in Efrîn. Ihre militärische Kraft erzeugen sie jedoch nicht primär aus Waffen oder Technologie, sondern aus der ideellen und politischen Kraft. Es ist anzunehmen, dass es ein früher Plan Russlands ist, das syrische Regime in der Region wieder zu etablieren. Dies zu leugnen, würde zu Fehlern führen. Wenn sich Efrîn jedoch nicht verteidigt hätte, wäre dieser Plan in Efrîn realisiert worden. Doch gegenwärtig kann niemand von Efrîn, das sich seit 34 Tagen gegen die international unterstützte zweitgrößte, faschistische NATO-Armee verteidigt, verlangen, dass sie ihr freies und demokratisches Leben und Modell aufgeben und sich dem Regime unterordnen soll.

Die Entwicklungen richtig interpretieren und den Widerstand Efrîns verteidigen

Wie auch der YPG-Sprecher Nuri Mahmut äußerte, entgegen der Behauptungen vieler wird Efrîn weder dem Regime noch dem Iran übergeben, sondern eine gemeinsame Verteidigung im Rahmen und zum Schutze der Einheit Syriens vorgenommen. Wie auch Vertreter von YPG und TEV-DEM angegeben haben: Efrîn ist ein Teil Syriens, doch wird es weiterhin durch das Rätesystem verwaltet werden. Wenn der gemeinsame Feind beseitigt ist, werden danach innersyrische Angelegenheiten diskutiert. Sowohl die demokratische Selbstverwaltung in Efrîn als auch die Nordsyrische Föderation haben stets eine Demokratisierung gesamt Syriens auf Basis der territorialen Integrität forciert und öffentlich deklariert. In diesem Rahmen waren sie immer bereit mit dem Regime zu verhandeln. Es ist die Aufgabe der Völker der Welt und der demokratischen Kräfte, den in Efrîn entstandenen Widerstand und die politischen Entwicklungen richtig zu interpretieren, um dadurch nicht zuzulassen, dass die Vertreter des kapitalistischen System diese Entwicklung für etatistische Ziele vereinnahmen.

Die demokratische Gesellschaft hat die Fähigkeit und die politische Kraft, Kompromisse einzugehen und flexibel zu handeln, ohne dass sie sich von ihren Grundprinzipien löst. Von daher ist die Verwaltung und das Volk Efrîns dazu berechtigt, Verhandlungen und Abkommen im Sinne ihres Widerstands und ihres Gesellschaftsprojekts zu machen. Sie haben durch ihren beispiellosen Widerstand so oder so bewiesen, dass alle politischen Abmachungen getroffen und Verhandlungen geführt werden, um das freie und demokratische Leben zu sichern und zu beschützen.

Der Widerstand Efrîns ist sowohl mit seinem hervorgetretenen Willen als auch mit seiner politischen Kraft zur Zukunftsperspektive für die gesamte Menschheit geworden. Eine freie und demokratische Gesellschaft verteidigt sich und wird dadurch immer mehr zur Perspektive für die Region und die Welt.