Demonstration gegen türkische Besatzung in Şêrawa

In der nordsyrischen Region Efrîn haben hunderte Menschen gegen die türkische Besatzung protestiert. Die internationale Öffentlichkeit wurde aufgefordert, ihr Schweigen angesichts der Invasion Nordsyriens zu brechen.

In Şêrawa, einem nicht vollständig von der Türkei besetzten Kreis in der nordsyrischen Region Efrîn, haben am Mittwoch hunderte Menschen gegen die türkische Invasion in den selbstverwalteten Gebieten Nord- und Ostsyriens protestiert. Zu der Demonstration hatte der Demokratische Syrienrat (MSD) anlässlich des Jahrestages des Kriegsbeginns gegen Efrîn aufgerufen.

Der völkerrechtswidrige Angriff auf Efrîn startete am 20. Januar 2018 mit 72 Kampfflugzeugen. An diesem Tag jährte sich die Zerschlagung der kurdischen Republik von Mahabad im Jahr 1946 zum 72. Mal. Ankara erinnerte auf seine Art an dieses Datum durch den Einsatz von 72 Kampfflugzeugen beim Angriff auf Efrîn. Viele Teilnehmende der Demonstration trugen deshalb Kittel im symbolischen Weiß des Friedens, auf denen neben dem Schriftzug „Ey Efrîn, wir kommen“ die Zahl 72 stand.

Der Marsch zog vom Dorf Ziyaret durch die selbstverwaltete Zone von Şêrawa und endete im Flüchtlingscamp Vegerê mit einer Abschlusskundgebung. Ein erster Redebeitrag kam von Şêrin Qaso, der Ko-Vorsitzenden des MSD in Efrîn, die zugleich paritätisch die Spitze des Büros der Kantonsverwaltung in Şehba bekleidet. Qaso erinnerte in ihrer Ansprache an die vielen zivilen Opfer der Invasion, Hunderttausende Vertriebene aus den angestammten Siedlungsgebieten, anhaltende Menschenrechtsverletzungen und die wirtschaftliche, politische und kulturelle Türkisierung in den türkischen Besatzungszonen Nordsyriens. Nicht nur Efrîn, sondern auch Serêkaniyê (Ras al-Ain), Girê Spî (Tall Abyad), Azaz, Dscharablus und al-Bab seien heute de facto türkisches Protektorat, sagte Qaso und wies auf die Straßen und Plätze hin, die heute den Namen des türkischen Regimeches Recep Tayyip Erdogan tragen.

„Als MSD verurteilen wir die Angriffe auf unser Volk und die neo-osmanischen Bestrebungen der Türkei auf das Schärfste. Gleichzeitig lehnen wir die internationale Ignoranz und das Schweigen angesichts schweren Kriegsverbrechen und Völkerrechtsbrüchen des Nato-Partners Türkei in Rojava ab und fordern humanitäre Einrichtungen, einschlägige Menschenrechtsorganisationen, den UN-Sicherheitsrat, die internationale Anti-IS-Koalition sowie Russland als Schutzmacht des türkischen Staates auf, Maßnahmen zu ergreifen, die das Ende der Besatzung bewirken. Die Angriffe auf Efrîn müssen beendet werden, damit die rechtmäßigen Bewohner*innen der Region in ihre Häuser zurückkehren können. Von den Völkern Syriens wünschen wir uns, dass sie sich für eine innersyrische Einheit engagieren“, sagte Qaso.

Recep Mistefa vom Angehörigenrat der Gefallenen der Efrîn-Region erklärte anschließend, dass das Stillschweigen in Europa und der Internationalen Gemeinschaft ein weiteres Mal jegliche Aussicht auf eine Befriedung der gesamten Region negiere. Mit lautstarken Parolen, mit denen der Gefallenen des Efrîn-Widerstands gedacht wurde, endete die Kundgebung.