„Das Efrîn-Problem ist ein syrisches Problem“

Foza Yusif (TEV-DEM) kritisiert das anhaltende Schweigen internationaler Mächte gegenüber der Besatzung von Efrîn. Die jüngsten Angriffe der Türkei auf Şengal bewertet sie als die Fortsetzung des Genozids an den Ezid*innen.

Zum Jahrestag der völkerrechtswidrigen Besatzung von Efrîn bewertete Foza Yusif aus dem Exekutivrat der Bewegung für eine demokratische Gesellschaft (Tevgera Civaka Demokratîk, TEV-DEM) gegenüber dem Nachrichtensender Medya Haber den Widerstandsgeist der Bevölkerung von Efrîn, die Bemühungen um eine kurdische Einheit und den erneuten türkischen Angriff auf Şengal.

Zunächst kritisierte Yusif das auch nach zwei Jahren Besatzung anhaltende Schweigen der internationalen Mächte gegenüber der Besatzung von Efrîn und den Kriegsverbrechen, die dort von der Türkei und ihren dschihadistischen Partnern an der Zivilbevölkerung begangen werden. „Das Efrîn-Problem ist ein syrisches Problem“, erklärte Yusif und ergänzte: „Doch die internationalen Akteure verschließen die Augen vor den Geschehnissen dort.“

Ein Großteil der Bevölkerung von Efrîn harre weiterhin in der Şehba-Region aus. „Ihre Bindung zu ihrer Heimat ist sehr eng. Sie leben derzeit unter schwierigsten Verhältnissen. Doch ihre Haltung ist eine Haltung des Widerstands und sie wollen erhobenen Hauptes wieder in ihre Heimat zurückkehren“, so Yusif weiter.

Die Verbundenheit der Völker ist stark

„Sie beschießen Serêkaniyê, aber sie treffen auch Deir ez-Zor.“ Diese Worte habe eine arabische Frau aus Deir ez-Zor bei einer Versammlung gesagt, an der auch Foza Yusif teilnahm. Es seien Worte wie diese, welche die Verbundenheit der Völker Nord- und Ostsyriens zueinander zum Ausdruck bringen. „Unter dem Dach der autonomen Verwaltung  haben die gesellschaftlichen und kulturellen Gruppen einen starken Zusammenhalt entwickelt. Es hat sich eine Lebensweise etabliert, welche von den Araber*innen, Kurd*innen und Suryoye in gleicher Weise angenommen wird. Das ist eigentlich ein Vorbild für den gesamten Mittleren Osten“, erklärte Yusif.

In Sachen kurdischer Einheit kritisierte die Politikerin hingegen die politischen Parteien. Gerade die Besatzung von Efrîn habe sehr deutlich gemacht, dass die Feindseligkeit der Besatzer sich nicht gegen Aktivist*innen einer kurdischen Partei, sondern gegen alle dort lebenden Kurd*innen richte. Die kurdische Bevölkerung habe das sehr gut verstanden und deshalb im Kampf dagegen auch ihre politischen Differenzen hinter sich gelassen. Doch die kurdischen politischen Parteien würden dem nur hinterherhinken. „Wegen einfachen Parteiinteressen gelingt es ihnen nicht, eine  parteiübergreifende Einheit unter den Kurd*innen zu entwickeln“, so die Kritik von Yusif.

Türkische Angriffe sind eine Fortsetzung des IS-Genozids an den Ezid*innen

Zu den jüngsten Luftangriffen des türkischen Staates gegen die von Ezid*innen bewohnte Region Şengal in Südkurdistan erklärte Yusif: „Zerdeşt Şengali ist einer der Gefallenen dieses Luftangriffs. Die türkischen Medien betiteln ihn als getöteten Terroristen. Doch Zerdeşt ist jemand, der in Şengal zur Welt gekommen und dort aufgewachsen ist. Nur durch Zufall überlebte er das Massaker des IS in der Region. Der IS konnte ihn nicht ermorden, doch nun hat es der türkische Staat vollbracht. Der türkische Staat setzt den Genozid an den Ezid*innen fort, den der IS nicht zu Ende bringen konnte.“