Selbstverwaltung beharrt auf Rojava-Bildungskonzept
Im Rahmen des politischen Annäherungsprozesses zwischen der Demokratischen Selbstverwaltung von Nord- und Ostsyrien (DAANES) und der Übergangsregierung in Damaskus haben am Sonntag Gespräche über das Bildungssystem begonnen. Eine Delegation der Autonomieverwaltung traf sich hierzu mit Vertreter:innen des syrischen Bildungsministeriums in Damaskus.
Laut Angaben aus Kreisen der Selbstverwaltung erfolgen die Gespräche auf Grundlage des am 10. März zwischen dem Kommandanten der Demokratischen Kräfte Syriens (QSD), Mazlum Abdi, und dem syrischen Übergangspräsidenten Ahmed al-Schara, unterzeichneten Abkommens. Ziel der aktuellen Verhandlungen sei es, konkrete Schritte zur Umsetzung der Vereinbarungen hinsichtlich des Bildungswesens einzuleiten.
Im Zentrum der Gespräche steht unter anderem die Frage, welche Materialien künftig im Bildungssystem zum Einsatz kommen sollen. Dabei geht es sowohl um Inhalte als auch um die Anerkennung von Unterrichtsplänen, Lehrbüchern und Abschlüssen.
Die DAANES verfolgt seit Jahren ein eigenes Bildungskonzept, das auf Mehrsprachigkeit, Geschlechtergerechtigkeit und kritischer Reflexion basiert. Das System unterscheidet sich deutlich von dem zentralstaatlichen Modell in Syrien, das unter anderem weiterhin auf Arabisch als einziger Unterrichtssprache und zentralisierter Kontrolle beruht.
Ein Sprecher der Autonomieverwaltung erklärte gegenüber lokalen Medien, dass die Gespräche in einer konstruktiven Atmosphäre begonnen hätten. „Es geht darum, einen gemeinsamen Weg zu finden, der sowohl die Bedürfnisse der Bevölkerung in der Region berücksichtigt als auch zur politischen Entspannung beiträgt“, hieß es weiter.
Koexistenz beider Verwaltungsstrukturen?
Die Bildungsfrage gilt als ein zentraler Punkt im Prozess zur politischen Normalisierung zwischen der DAANES und Damaskus. Beobachter:innen werten den Beginn der Gespräche als einen wichtigen Schritt in Richtung institutioneller Anerkennung und möglicher Koexistenz beider Verwaltungsstrukturen. Weitere Treffen seien bereits in Planung. Ob es bald zu konkreten Vereinbarungen über Lehrinhalte oder gemeinsame Abschlüsse kommt, ist derzeit jedoch noch offen.