In den Autonomiegebieten Nord- und Ostsyriens sind in den vergangenen 24 Stunden 254 neue Infektionen mit dem Coronavirus gemeldet worden. Sechs Infizierte sind im gleichen Zeitraum gestorben. Das teilte Dr. Ciwan Mistefa als Ko-Vorsitzender des Gesundheitskomitees der Selbstverwaltung am Samstag in Qamişlo mit. Damit erhöhte sich die Zahl der seit Ausbruch der Pandemie in der Region bestätigten Infektionen auf 4.604. Insgesamt 704 Personen gelten wieder als genesen. Die Zahl der Menschen in Nord- und Ostsyrien, die nach einer Corona-Infektion gestorben sind, liegt inzwischen bei 125.
Die meisten Neuinfektionen wurden mit 56 Fällen in Kobanê festgestellt, gefolgt von Raqqa und Tabqa mit je 42 und 37 weiteren Infizierten. Dicht dahinter liegt Minbic mit 32 Fällen. Die Stadt Dêrik beklagt 28 neue Corona-Patient*innen, Hesekê reiht sich mit 27 bestätigten Neuinfektionen in die aktuelle Statistik ein. In Qamişlo wurden zwölf neue Infektionen gezählt, Girkê Legê und Deir ez-Zor meldeten jeweils sechs neue Fälle. Drei Neuinfektionen zählten die Behörden in Amûdê, in Tirbêspiyê kamen zwei hinzu. Jeweils einen weiteren Fall meldeten Rimêlan, Dirbêsiyê und die Şehba-Region. Bei 142 der Neuinfizierten handelt es sich nach Angaben von Mistefa um Frauen. Eine Abflachung der Infektionskurve scheint in weiter Ferne zu liegen, sagt der Arzt.
Wieder Ausgangssperren in Kraft
In den Autonomiegebieten von Nord- und Ostsyrien sind am Freitag wieder punktuelle Ausgangssperren in Kraft getreten. Das neue Dekret zur Eindämmung der Covid-19-Pandemie umfasst neben Ausgangsbeschränkungen auch weitere Maßnahmen, darunter das Verbot von privaten und öffentlichen Veranstaltungen und Menschenansammlungen, strenge Regeln für den Einzelhandel und Gastlokale sowie eine allgemeine Maskenpflicht.
Keine nennenswerte Hilfe der WHO
Nordostsyrien ist im Kampf gegen Corona praktisch auf sich allein gestellt, da die Weltgesundheitsorganisation (WHO) kaum nennenswerte Unterstützung für die selbstverwalteten Gebiete leistet. Die Folgen der Pandemie belasten zudem das fragile Gesundheitssystem der Region, die permanenten Bedrohungen ausgesetzt ist: die Türkei und die dschihadistischen Verbündeten des Nato-Partners aus der sogenannten SNA („Syrische Nationale Armee“), Schläferzellen des IS, oder aber auch das Regime in Damaskus.