Aus dem Libanon nach Raqqa

Aus dem Libanon geflohene Menschen haben in Raqqa von ihrer beschwerlichen Flucht in die Autonomieregion Nord- und Ostsyrien berichtet.

Hunderttausende auf der Flucht

Infolge der israelischen Angriffe flüchten weiter Menschen aus dem Libanon nach Syrien. Nach Angaben von Heyva Sor a Kurdistanê e.V. haben bisher über 13.000 Menschen in der Autonomieregion Nord- und Ostsyrien Zuflucht gesucht. Viele von ihnen stammen aus der Region, weitere aus anderen Teilen Syriens und aus dem Libanon. Die Selbstverwaltung von Nord- und Ostsyrien (DAANES) empfängt die Flüchtenden an Kontrollstellen in den Kantonen Tabqa und Minbic und hat Auffanglager eingerichtet. ANF hat in Raqqa mit Betroffenen gesprochen.


Fatma al-Jasim erzählte: „Wir wohnten in Tayra, dort war Krieg. Mein Sohn wurde verletzt, er wird jetzt in Damaskus behandelt. Es gab schon früher rassistische Angriffe auf uns. Syrische Flüchtlinge sind im Libanon unbeliebt. Deshalb lebten wir in ständiger Angst. Letztendlich mussten wir fliehen. Ein Libanese brachte uns einen Teil der Strecke. Sehr viele Menschen sind auf der Flucht, es gab nicht genug Autos. Wir sind dann über die Grenze in das von der Regierung in Damaskus kontrollierte Gebiet. Dort mussten wir warten. Die syrische Regierung verlangte von uns hundert Dollar pro Person. Wir haben Verwandte in Damaskus angerufen. Sie kamen und zahlten zweihundert Dollar für uns, danach wurden wir weitergebracht. In Damaskus waren sehr viele Menschen auf der Straße, sie fanden keine Unterkunft und mussten hungern. Manche hatten nicht einmal Geld für Wasser. Niemand hat ihnen geholfen. Als wir im Gebiet der Selbstverwaltung ankamen, wurde es besser. Wir wurden sehr gut empfangen. Jetzt sind wir wieder in unserer Heimat, wir kommen von hier. Dass wir zurückgekehrt sind, macht uns glücklich. Die Selbstverwaltung hat uns das Gefühl gegeben, dass wir Menschen sind.“

Hesen Welid sagte, dass die Flucht in die Autonomieregion sehr beschwerlich war: „Auf dem Weg sind Menschen gestorben. Die Regierung in Damaskus forderte hundert Dollar von uns. Sie sollte die Menschen wenigstens mit Bussen transportieren.“

Hemedi al-Matara berichtete, sie seien vor den israelischen Angriffen aus Bukaa an einen sicheren Ort geflohen. „Dort hatten wir kein Brot und Wasser, deshalb haben wir uns für die Rückkehr nach Syrien entschieden. Die Situation im Gebiet der syrischen Regierung war schlecht, als wir in die Region der Selbstverwaltung kamen, war alles ganz anders. Hier leben Menschen aller Bevölkerungsgruppen friedlich zusammen. Das hat uns sehr gefreut. Ich bin jetzt wieder zu Hause, und das ist gut so. Es ist besser als früher.“