Artillerieangriffe auf kurdisches Dorf in Efrîn

Dschihadistische Hilfstruppen der Türkei bombardieren ein kurdisches Dorf im nicht vollständig besetzten Kreis Şêrawa bei Efrîn. Damit wird systematisch die Zermürbung und Vertreibung der verbliebenen Bevölkerung angetrieben.

Bombenterror gegen Rojava

In der Efrîn-Region in Nordsyrien kommt es zu Beschuss eines kurdischen Dorfes. Ziel der seit Dienstagmorgen mit schwerer Artillerie verübten Angriffe ist die Ortschaft Dêr Cemal (Dayr al-Jimal) im teilweise noch selbstverwalteten Kreis Şêrawa. Auf einem Video, das von der Nachrichtenagentur Hawarnews veröffentlicht wurde, sind Einschläge von Granaten in Wald- und Anbauflächen am Rande des Dorfes zu sehen.

Ausgangspunkt der Attacken auf Dêr Cemal, das wenige Kilometer westlich von Tel Rifat liegt, ist die türkische Besatzungszone. Ob Menschen durch die Artillerieeinschläge zu Schaden gekommen sind, war zunächst unklar. Auch liegen laut Hawarnews noch keine gesicherten Angaben über das Ausmaß der Angriffe vor.


Der Kreis Şêrawa befindet sich im Südosten von Efrîn und ist nicht vollständig von der Türkei und ihren Söldnern besetzt. Die Region, die nach einer Erneuerung des Gesellschaftsvertrags von Nord- und Ostsyrien 2023 zum Kanton Efrîn-Şehba zusammengefasst wurde, nimmt allerdings eine strategische Position in den türkischen Plänen für eine Ausdehnung der illegalen Besatzungszone in Syrien ein, da Şêrawa das Tor nach Tel Rifat ist. 2022 wurde die Stadt vom türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan neben Minbic als erstes Angriffsziel für eine neuerliche Invasion in Nord- und Ostsyrien benannt, seither kommt es regelmäßig zu Bombardements. Vergangene Woche waren nahe Tel Rifat drei Aktivist:innen der zivilgesellschaftlichen Bewegung TEV-DEM bei einem Drohnenangriff getötet worden. Im September kamen bei einem Besatzungsangriff auf Dêr Cemal zwei Mitglieder der Widerstandsgruppe „Befreiungskräfte Efrîns“ (HRE) ums Leben.

Efrîn einst sicherste Region ganz Syriens

Der frühere Kanton Efrîn ist seit März 2018 von der Türkei besetzt. Seit Beginn des Angriffskrieges zwei Monate zuvor stehen in der einst sichersten Region ganz Syriens Menschenrechtsverletzungen und Kriegsverbrechen auf der Tagesordnung. Die Türkei praktiziert neben einer klassischen Kolonialpolitik auch eine Politik der ethnischen Säuberung, durch die bereits Hunderttausende Menschen aus ihren angestammten Siedlungsgebieten vertrieben wurden. Die demografische Veränderung zugunsten der Türkei und ihres islamistischen Invasionskorps, Verbrechen wie Entführungen, Folter, Erpressung und Morde sowie andauernde Artillerieangriffe geschehen tagtäglich und mit faktischer Billigung durch die internationale Staatengemeinschaft.