Ankaras Ambitionen reichen weiter als Idlib

Nach der Befreiung von Raqqa durch die QSD ist Idlib zur Hauptstadt der Salafisten geworden. Trotz des Abkommens über eine Pufferzone hat der Al-Qaida-Ableger HTS seine Stellungen noch weiter ausgebaut, statt seine schweren Waffen abzuziehen.

Nach der Befreiung von Raqqa, der ehemaligen „Hauptstadt“ des IS, ist Idlib zum Zentrum der salafistischen Gruppen geworden. In Idlib konkurrieren Russland, das Assad-Regime, der Iran, die USA, Deutschland, England, Frankreich und die Türkei um ihren Vorteil. Die Türkei führt die Kräfte an, welche die Region unter ihre Kontrolle bekommen wollen. Der Al-Qaida-Ableger Hayat Tahrir al-Sham (HTS) kontrolliert die Stadt und etwa 70 Prozent der Region. Die Türkei hatte in Gesprächen eine „demilitarisierte Zone“ von 15-20 Kilometern Breite versprochen, um den Einmarsch des syrischen Regimes in die von türkeinahen Milizen kontrollierten Zone zu verhindern. Trotz intensiver Bemühungen des türkischen Geheimdienstes MIT scheint das Vorgehen in Idlib nicht wie vom AKP-Regime geplant zu laufen.

Hinter den Kulissen der Verhandlungen zwischen Putin und Erdoğan

Das Abkommen zwischen der Türkei und Russland ist Ausdruck der großen gemeinsamen Bemühungen der USA, Frankreichs, und Deutschlands, eine diplomatische Lösung für Idlib an Stelle einer Militäroperation zu erreichen. Es heißt, die Türkei hätte ebenfalls im Namen dieser Kräfte am Verhandlungstisch gesessen.

Die Region östlich des Euphrat lag auf dem Verhandlungstisch

Auch Erdoğans Äußerungen zu den Gebieten östlich des Euphrat stellen ein Ergebnis dieses Abkommens dar. Russland, davon beunruhigt nicht Teil eines Abkommens zwischen den USA und den europäischen Staaten gewesen zu sein, brachte über die Türkei erneut Minbic auf die Tagesordnung. Die Türkei, in Rücksichtnahme auf ihre Beziehungen zu den USA, benutzte den Terminus „Gebiete östlich des Euphrat“, anstatt Minbic direkt zu benennen. Wenn die Türkei in den nächsten Tagen weiter unter Druck gerät, ist zu erwarten, dass sie Minbic oder eine andere nord- oder ostsyrische Stadt auf die Tagesordnung setzt.

Russland will die Kontrolle und HTS baut seine Stellungen aus

Russland versucht Schritt für Schritt Kontrolle über die Straße von Aleppo über Hama, Idlib und Latakia nach Damaskus zu erringen und bringt in Folge des Abkommens mehr Kräfte in die Region. Das syrische Regime und der Iran ziehen ebenfalls Milizen in der Region zusammen. Die HTS verhält sich entgegen dem Abkommen, hat bisher keine einzige schwere Waffe aus dem Gebiet abgezogen und sogar die eigenen Stellungen weiter ausgebaut. Die Türkei hatte vor wenigen Tagen behauptet, dass die radikalen Gruppen begonnen hätten, sich zurückzuziehen.

Iranische Initiativen

Russland und die Türkei versuchten auf Betreiben der USA, den Iran außen vor zu halten. In den nächsten Tagen wird erwartet, dass Teheran neue Initiativen starten wird, um sowohl auf Russland als auch auf die Türkei Druck aufzubauen. Während darüber gesprochen wird, dass der Iran mit anderen Kräften in Kommunikation treten wird, die Interesse an der Region haben, hat sich der diplomatische Verkehr zwischen Russland, dem Iran und der Türkei von neuem beschleunigt.

Die Lage der Gruppen in Idlib

Einige der salafistischen Gruppen sind mit der Regionalpolitik der Türkei unzufrieden und bringen das auch zur Sprache. Diese Gruppen heben hervor, dass sie im Falle einer Operation auf Idlib die Führung der Türkei nicht akzeptieren und die Region nicht verlassen werden. Immer wieder kommt es zu Spannungen zwischen den Gruppen, während der MIT versucht, die Gruppen an einen Tisch zu holen.