Angriff auf Chabur-Wachen in Til Temir

Bei einem Angriff der Türkei und verbündeten Dschihadistenmilizen auf den Nordosten von Syrien sind drei Mitglieder der assyrischen „Chabur-Wachen“ verletzt worden.

Im Nordosten von Syrien sind drei Mitglieder der assyrischen Chabur-Wachen durch türkischen Artilleriebeschuss verletzt worden. Der Angriff vom Samstag richtete sich gegen das nördlich von Til Temir gelegene Dorf al-Aboush, die verletzten Kämpfer werden in der örtlichen Şehîd-Lêgerîn-Klinik behandelt. Nach Krankenhausangaben befinden sie sich nicht in Lebensgefahr.

Derweil kommt es auch in anderen Ortschaften der christlich geprägten Stadt Til Temir zu Bombardierungen durch türkisch-dschihadistische Besatzungstruppen. Die Angriffe konzentrieren sich bisher gegen Dörfer im Norden und Nordwesten des Chabur-Tals, neben al-Aboush sind auch al-Dardara, Qubur al-Qarajim und Umm al-Keif. Angaben über Verletzte oder gar Tote bei der Zivilbevölkerung liegen bislang nicht vor. Militärangaben zufolge kam es jedoch zu Sachschaden an Wohnhäusern. Auch das Elektrizitätswerk neben der russischen Basis in Til Temir wird bombardiert.

Strategische Stadt Til Temir

Til Temir nimmt eine Schlüsselposition in den Besatzungsplänen der Türkei ein, weil die M4 durch die Kleinstadt zieht. Der internationale Verkehrsweg gilt als Lebensader des nördlichen Syriens, denn er verbindet die Regionen Euphrat und Cizîrê miteinander. Seit der am 9. Oktober 2019 gestarteten Invasion des türkischen Staates in Serêkaniyê und Girê Spî (Tall Abyad) sind bereits mehr als dreißig Dörfer vor Til Temir besetzt worden. Zu Angriffen in der Region kommt es nahezu täglich, Phasen mit hoher Intensität wechseln sich mit Phasen niedriger Intensität ab. 27 Dörfer im Chabur-Tal liegen direkt an der Frontlinie, fünf aller assyrischer Dörfer in der Region wurden durch die Kriegshandlungen der Türkei bereits entvölkert. Zahlreiche Menschen sind bei den Angriffen getötet worden, Dutzende wurden verletzt. Die in Til Temir stationierten syrischen Truppen und die russischen Militärs erfüllen ihre Funktion zur Einhaltung eines im Zuge des Angriffskrieges 2019 zwischen Ankara, Moskau und Washington vereinbarten Deeskalations- und Waffenstillstandabkommens in der Regel nicht.