Im nordostsyrischen Til Temir ist ein Kämpfer der „Chabur-Wachen“ bei einem Artillerieangriff der türkischen Armee und verbündeten Dschihadistenmiliz verletzt worden. Der 23-Jährige befindet sich mit unterschiedlich schweren Verletzungen in einem Krankenhaus, laut Klinikangaben ist sein Zustand stabil.
Der Angriff auf die Chabur-Wachen erfolgte am Samstagabend auf das westlich von Til Temir gelegene Dorf Al-Aghibish. Die Bombardierungen dauern weiter an, außerdem sind Aufklärungsdrohnen der türkischen Luftwaffe über der Region im Einsatz.
Video: ANHA
Aktuell kommt es auch in der Ortschaft Tall Kafshi zu Einschlägen von Artillerie- und Granatenfeuer. Das rund fünf Kilometer westlich von Til Temir gelegene Dorf ist assyrisch besiedelt und gerät häufig ins Visier der Besatzungstruppen. Ob Menschen durch die Angriffe zu Schaden gekommen sind, ist bislang unklar. Aus Dirbêsiyê und Kobanê werden ebenfalls Aufklärungsflüge verzeichnet.
Strategische Stadt Til Temir
Til Temir nimmt eine Schlüsselposition in den Besatzungsplänen der Türkei ein, weil die M4 durch die Kleinstadt zieht. Der internationale Verkehrsweg gilt als Lebensader des nördlichen Syriens, denn er verbindet die Regionen Euphrat und Cizîrê miteinander. Seit der am 9. Oktober 2019 gestarteten Invasion des türkischen Staates in Serêkaniyê und Girê Spî (Tall Abyad) sind bereits mehr als dreißig Dörfer vor Til Temir besetzt worden. Zu Angriffen in der Region kommt es nahezu täglich, Phasen mit hoher Intensität wechseln sich mit Phasen niedriger Intensität ab. 27 Dörfer im Chabur-Tal liegen direkt an der Frontlinie, fünf aller assyrischer Dörfer in der Region wurden durch die Kriegshandlungen der Türkei bereits entvölkert. Zahlreiche Menschen sind bei den Angriffen getötet worden, Dutzende wurden verletzt. Die in Til Temir stationierten syrischen Truppen und die russischen Militärs erfüllen ihre Funktion zur Einhaltung des Deeskalations- und Waffenstillstandabkommens nicht.