Alte IS-Bombenwerkstatt in Raqqa entdeckt

Die Sicherheitskräfte der Autonomieverwaltung haben im nordsyrischen Raqqa eine ehemalige Bombenwerkstatt des IS entdeckt. Der Fund wurde unweit einer Kirche gemacht, die von der Terrormiliz als „Scharia-Gericht“ benutzt worden war.

Die Sicherheitskräfte der Autonomieverwaltung von Nord- und Ostsyrien (Asayîş) haben in Raqqa eine ehemalige Bombenwerkstatt der Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) ausfindig gemacht. Entdeckt wurde die Werkstatt im Kellergeschoss eines Wohnhauses im historischen Stadtzentrum, unweit einer Kirche. Bei der Durchsuchung konnten neben einem Kilogramm Sprengstoff (TNT), mehreren Handgranaten, zündfertigen Sprengvorrichtungen und Munition für DShK-Maschinengewehre auch verschiedene Materialien gefunden werden, die zum Bau von Sprengsätzen benutzt werden könnten.

Die Bombenwerkstatt war erst diesen Sonntag nach einem Hinweis an das Operationszentrum der inneren Sicherheit entdeckt worden. Daraufhin rückten Asayîş-Einheiten in die Altstadt aus und sperrten das Gebäude ab. Bewohnerinnen und Bewohner angrenzender Häuser wurden zu ihrer Sicherheit evakuiert, bevor Sprengstoffexperten die verdächtige Wohnung durchsuchten. Wie das Pressebüro der Asayîş mitteilte, ist der gesamte Fund bereits vollständig vernichtet worden.

Bei dem christlichen Gotteshaus, das sich in Fußnähe der alten Bombenwerkstatt befindet, handelt es sich um die armenisch-katholische Märtyrerkirche. Als der IS 2014 weitere Teile Syriens und des Iraks überrannt hatte und Raqqa zur Hauptstadt seines „Kalifats“ erklärte, wurde die Kirche beschlagnahmt und in ein „Scharia-Gericht“ verwandelt. Auch die sogenannte Sittenpolizei „Hisbah“ hatte ihren Sitz in der Kirche. .Drei Jahre später wurde der Bau durch Luftangriffe der internationalen Anti-IS-Koalition im Zuge der Befreiungsoffensive auf Raqqa in Trümmer gelegt.

Kirche wieder aufgebaut

Eröffnet wurde die armenisch-katholische Märtyrerkirche von Raqqa in den 1970er Jahren. Sie ist benannt nach den Opfern des Völkermords an der armenischen Nation, der sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts im damaligen Osmanischen Reich ereignete. Viele der mindestens 1,5 Millionen Menschen, die zwischen 1915 und 1917 dem Genozid zum Opfer fielen, starben bei Todesmärschen in die Wüste Syriens. Bei den Angehörigen der christlichen Gemeinde Raqqas handelt es sich größtenteils um Nachfahren von Überlebenden dieses Völkermords, den auch hunderttausende Suryoye (aramäische, assyrische und chaldäische Gläubige des Christentums) mit ihrem Leben bezahlten. Seit einigen Jahren lief der Wiederaufbau der Kirche, initiiert von der christlichen Hilfsorganisation Free Burma Rangers mit Unterstützung der Zivilratsverwaltung von Raqqa. Im November vergangenen Jahres fand die Wiedereröffnung der Kirche statt. Gottesdienste wurden seitdem aber noch nicht abgehalten, da fast alle christlichen Gläubigen die Stadt während der IS-Belagerung verlassen haben.