Die PKK wurde am 27. November 1978 in Nordkurdistan gegründet. Bereits in den Anfangsjahren der Bewegung hat auch Rojava eine wichtige Rolle gespielt. Wir haben Zeitzeugen aus dem heutigen Autonomiegebiet Nordostsyrien gefragt, wie sie die Befreiungsbewegung kennengelernt und was sie damals erlebt haben.
Ehmed Hemo stammt aus Kobanê und ist unter dem Namen Şêx Mişmiş bekannt. 1975 ist er aus wirtschaftlichen Gründen nach Raqqa gezogen und dort erstmalig mit der kurdischen Befreiungsbewegung in Kontakt gekommen. Er berichtet von dieser Zeit:
„Wir waren eine Gruppe junger Freunde in Raqqa. Ende der siebziger Jahre haben mich die kurdischen Lieder von Mihemed Şêxo, Şivan Perwer, Gulistan und Aram Tigran stark beeindruckt. In dieser Zeit gab es auch andere Parteien, aber sie erreichten die Gesellschaft und vor allem die Jugend kaum. Dann verbreitete sich überall die Nachricht, dass in Bakurê Kurdistanê [Nordkurdistan] eine Partei gegründet worden ist. Da niemand sie kannte, erzählten alle etwas anderes über ihren Kampf.
Zwischen 1979 und 1980 kamen in Raqqa knapp dreißig junge Männer zusammen, von denen die meisten aus Dörfern um Kobanê stammten. Damals dachten wir überhaupt nicht daran, uns für eine Partei zu interessieren. Wir haben nur den Gedanken gehabt, dass eine Befreiung in Başûr [Süden] und Bakur in der Zukunft auch Rojava helfen würde. Ein Teil der Gruppe wollte nach Başûr gehen.“
Die PKK wurde laut Hemo 1984 in Raqqa aktiv. Am 15. August 1985 wurde in der Stadt zum ersten Mal der Beginn des bewaffneten Kampfes der PKK gefeiert, erzählt Ehmed Hemo: „Damit begann unser Kontakt zur kurdischen Befreiungsbewegung. 1986 wurde dann in Raqqa das erste Mal Newroz gefeiert. Zwischen 1986 und 1989 habe ich für die gesellschaftliche Organisierung gearbeitet.
Am 17. Mai 1995 kam eine Gruppe aus Rojava zusammen. Diese Gruppe hatte das Glück, Rêber Apo [Abdullah Öcalan] zu treffen, und ich war dabei. Als er in den Raum kam, trug er ganz normale Kleidung. Niemand hätte sich ausmalen können, dass der Anführer eines Volkes sich mitten unter die Leute begibt. Wenn er unter die Menschen aus der Bevölkerung kam, unterschied ihn nichts von den anderen. Ihn zu treffen, war ein Traum für uns.“
Nach der Newroz-Feier im Jahr 1987 in Raqqa wurde Ehmed Hemo vom syrischen Regime festgenommen. Es sollte nicht die einzige Inhaftierung bleiben: „Nach dem Komplott gegen Rêber Öcalan wurde ich 1999 erneut verhaftet, weil wir eine Versammlung durchgeführt hatten. Im Juni 2003 bereiteten wir ein Projekt für die legitimen Rechte der Bevölkerung von Rojava vor und in diesem Zusammenhang fand eine Aktion in Aleppo statt, der sich überall Menschen anschlossen.
In Raqqa organisierten wir eine große Demonstration. In dieser Zeit wurde ich wieder verhaftet. Auch 2005, 2009 und 2010 wurde ich verhaftet. Die Regimekräfte nahmen mich diverse Mal fest. Einige bekannte patriotische Familien waren ständig im Visier des Staates. Die Bedingungen waren sehr hart, aber die Arbeit für die Bewegung hat trotzdem nie aufgehört. In dieser Zeit machte die in den Bergen kämpfende Guerilla uns als Volk Mut und Hoffnung. Die Gefallenen, die für Kurdistan ihr Leben opferten, gaben uns Kraft. Wir arbeiteten mit großer Überzeugung und aus vollem Herzen.“