Abdi: Baldiges Ende innerkurdischer Konflikte möglich

Eine konstruktive Lösung der kurdischen Frage in Rojava sei nicht möglich, solange innerkurdische Konflikte nicht aus dem Weg geräumt werden. Deshalb sollten alle Seiten ihre persönlichen Interessen beiseitelegen, fordert der QSD-Kommandant Mazlum Abdi.

Laut dem Generalkommandanten der Demokratischen Kräfte Syriens (QSD), Mazlum Abdi, gibt es in Rojava Anzeichen für ein baldiges Ende der innerkurdischen Konflikte. „Wir können keine ideologischen oder politischen Hürden vor einer kurdischen Einheit erkennen. Sicherlich gibt es Meinungsverschiedenheiten und kleinere Konflikte. Aber wenn beide Seiten Zugeständnisse machen und Kompromisse eingehen, können Hoffnungen auf ein baldiges Ende der Krise aufkeimen“, sagte Abdi bei einem in Qamişlo veranstalteten Symposium des Zentrums für strategische Studien Rojava (NRLS) mit dem Titel „Innerkurdische Konflikte, Probleme und Lösungen“.

Gespräche mehrfach ins Stocken geraten

Seit letztem Frühjahr finden auf Initiative der QSD und vermittelt von den USA und Frankreich Gespräche über eine Einheit zwischen den kurdischen Parteien in Rojava und dem vom türkischen Staat kontrollierten ENKS („Kurdischer Nationalrat“) statt. Im Mai wurde hierfür von 25 in der Selbstverwaltung vertretenen politischen Parteien das „Bündnis für eine geeinte Nation Kurdistan“ (PYNK) gegründet. Einen Monat später erklärten PYNK und ENKS in Qamişlo, dass ein Konsens im Rahmen des Dihok-Abkommens von 2014 (Leitung, Partnerschaft, Sicherheit und Verteidigung) erreicht worden ist. Doch nach häufigen Besuchen bei der südkurdischen Führung in Hewlêr (Erbil) und in der türkischen Hauptstadt Ankara lehnte der ENKS muttersprachlichen Unterricht auf Kurdisch und das genderparitätische System der Doppelspitze ab und wollte eine Aufteilung von Rojava durchsetzen. Die Gespräche gerieten dadurch mehrfach ins Stocken.

Persönliche Interessen beiseitelegen

„Auch wenn der Krieg andauert und dadurch ebenfalls Differenzen entstehen können, sollte dies für die kurdische Gesellschaft kein Hindernis bei der Überwindung ihrer bestehenden Probleme darstellen. Erinnern wir uns an die Vergangenheit Kurdistans, als das Zusammenleben geprägt war durch Familienverbände und Stammeskämpfe. Diese Konflikte hinderten die verschiedenen Parteien jedoch nicht daran, sich im kurdischen Widerstand zu vereinen“, sagte Abdi. Im Übrigen seien die inneren Konflikte bei den Kurdinnen und Kurden im Vergleich zu anderen Gesellschaften gering. „Dies spricht für das Nationalbewusstsein der politischen Kräfte Kurdistans und die kurdische Öffentlichkeit. Wir sind uns alle darüber im Klaren, dass die kurdische Frage nicht gelöst werden kann, solange wir die Konflikte untereinander nicht beseitigen. Deshalb plädieren wir dafür, dass alle Parteien ihre persönlichen Interessen beiseitelegen und sich ausschließlich für die Interessen unseres Volkes einsetzen.“

Wir sind entschlossen

Mazlum Abdi führte weiter aus, dass Interventionen der „Besatzer Kurdistans“ eine Vereinigung der verschiedenen politischen Akteure in Rojava torpedieren würden, es dennoch positive Entwicklungen im Annäherungsprozess gebe. „Wir befinden uns auf dem Weg zu einer Einigung und sind guter Hoffnung, dass auch kleinere Bagatellen konstruktiv beseitigt werden. Denn wir sind entschlossen, diese Initiative erfolgreich abzuschließen.“