Nach dem Tod von Leyla Mustafa hat die Autonomieverwaltung Nord- und Ostsyriens (AANES) den Hinterbliebenen und der Bevölkerung ihr Beileid ausgesprochen. Die 35-Jährige war die erste weibliche Ko-Vorsitzende des Zivilrats von Raqqa, der noch während der Terrorherrschaft der Dschihadistenmiliz „Islamischer Staat“ (IS) gegründet wurde, und führte das Amt bis 2022. „Ihr Wirken für die Stärkung des Fundaments der Revolution von Rojava und ihr weitsichtiger Einsatz für die Einigkeit und Geschwisterlichkeit unter den Völkern sowie für den Fortschritt ihres Landes in einer Zeit bedeutender Veränderungen werden stets in dankbarer Erinnerung bleiben“, hieß es in einer Erklärung am Sonntag.
Besonders dankbar sei die Selbstverwaltung Leyla Mustafa für ihren Beitrag bei der politischen und gesellschaftlichen Gleichstellung der Geschlechter. Sie habe eine wichtige Rolle bei der sozialen Verankerung des Systems des Ko-Vorsitzes gespielt. Das Prinzip genderparitätischer Besetzung von Gremien und Kommissionen stellt für die Demokratisierung der Gesellschaft und das politische System der AANES einen großen Schritt dar. Es hat sich in eine Norm gewandelt und beeinflusst auch die Gesellschaft und Familie.
Mustafa war am Samstag im Alter von 35 Jahren in einem Krankenhaus in Syriens Hauptstadt Damaskus an den Komplikationen einer Leber-Operation gestorben. Die Nachricht von ihrem Tod wurde in Nord- und Ostsyrien und international mit Trauer und Bestürzung aufgenommen. Die ehemalige Vorsitzende der US-Kommission für internationale Glaubensfreiheit (USCIRF), Nadine Maenza, bezeichnete Mustafa als eine „Naturgewalt“, die den Wiederaufbau von Raqqa nach der Befreiung vom IS leitete.
Die 1988 in Raqqa als Tochter einer kurdischen Familie geborene Politikerin Leyla Mustafa war studierte Bauingenieurin. Sie war maßgeblich am Wiederaufbau ihrer Geburtsstadt beteiligt, die vom IS und im Zuge der Befreiungsoffensive gegen die Terrorgruppe großflächig zerstört wurde. 2021 erhielt Leyla Mustafa den Jurypreis der City Mayors Foundation. Mit der Auszeichnung der internationalen Denkfabrik wurden ihre Bemühungen um den Wiederaufbau Raqqas nach der Besetzung durch den IS gewürdigt. 2020 porträtierte der französische Filmemacher Xavier de Lauzanne in seinem Dokumentarfilm „9 Days in Raqqa“ einen Ausschnitt vom Leben Leyla Mustafas.
Titelbild: Leyla Mustafa bei einer Abschlussfeier der Kräfte der inneren Sicherheit (Asayîş) in Ain Issa, Juli 2017 © U.S. Army Photo | Sgt. Mitchell Ryan | CJTF-OIR