Şehba: Öcalan hat eine soziale Revolution ausgelöst

Im nordsyrischen Kanton Şehba gestrandete Vertriebene aus Efrîn haben mit einer Demonstration ins Camp Serdem gegen das internationale Komplott gegen Abdullah Öcalan protestiert, das am 9. Oktober 1998 seinen Anfang nahm.

Aus Anlass des Jahrestags des Beginns des „internationalen Komplotts“ gegen Abdullah Öcalan am 9. Oktober 1998 haben im nordsyrischen Kanton Şehba gestrandete Vertriebene aus dem besetzten Efrîn gegen die Beteiligten des völkerrechtswidrigen Piratenakts protestiert, an dessen Ende der PKK-Begründer am 15. Februar 1999 in die Türkei verschleppt wurde. Lautstark wurde die Freilassung des legitimen und politischen Repräsentanten der kurdischen Gesellschaft als notwendige Voraussetzung für einen Friedensprozess eingefordert. Nur mit einem freien Öcalan sei die Lösung der kurdischen Frage und der Krisen im Mittleren Osten möglich, hieß es.

Trommelgruppe junger Frauen aus dem Camp Serdem

Die Demonstration begann in Til Qirax bei Ehdas, das südlich von Tel Rifat liegt, und führte unter einem Fahnenmeer aus Flaggen des Frauendachverbands Kongreya Star, des Rates von Angehörigen der Gefallenen und etlichen Abbildern von Abdullah Öcalan in das Camp Serdem im Dorf Til Sosîn. Dort mündete die Demonstration in eine Kundgebung. Zu Beginn wurde eine Schweigeminute für die Gefallenen der Revolution abgehalten, anschließend folgten Redebeiträge.

Schweigeminute für die Gefallenen des Befreiungskampfes

Zuerst trat Şêrîn Hesen von der Kongreya-Star-Koordination ans Mikrofon. Sie bezeichnete Öcalan als Hoffnungsschimmer, der Wegbereiter sein könnte für eine globale Veränderung, wäre er frei. „Rêber Apo“ habe in Kurdistan eine soziale Revolution ausgelöst, die sich im Wort Emanzipation fassen lasse: nicht nur in den Familien oder im Miteinander der Geschlechter, sondern in der Politik, Kultur und allen anderen Bereichen des Lebens. Er ist Architekt einer neuen Gesellschaftsstruktur, deren Grundlagen Basisdemokratie, Frauenbefreiung, Säkularität sowie die Gleichberechtigung der verschiedenen Ethnien sind. „Sein Paradigma ist eine Quelle, die uns Kraft gibt. Den am Komplott beteiligten Mächten, die ihn gefangengenommen haben, wird es nicht gelingen, uns von seinen Gedanken zu isolieren. Abdullah Öcalan hat den Funken der Freiheit entzündet. Sie haben Angst vor diesem Feuer, das niemals aufhört zu leuchten. Der Widerstand der Völker für die Befreiung aus der Unterdrückung ist nicht zu brechen.“

In Deutschland sind Öcalan-Fahnen auf gelbem Hintergrund verboten

Ferzende Munzur aus dem Aktionskomitee „Freiheit für Abdullah Öcalan” erklärte, dass das internationale Komplott, wie die kurdische Gesellschaft die Phase vom 9. Oktober 1998 bis zum 15. Februar 1999 bezeichnet, nach wie vor andauert. „Für den türkischen Staat stellt die Befreiungsbewegung den Hauptfeind dar, den es mit allen möglichen Mitteln zu bekämpfen gilt.“ Nicht zuletzt aus diesem Motiv heraus werde Nordostsyrien und damit das Projekt Rojava angegriffen, dauere die Isolation Öcalans auf der türkischen Gefängnisinsel Imrali weiter an. Dabei hätten die Ideen des PKK-Begründers, wie etwa der demokratische Konföderalismus, eine weltbewegende Komponente – auch für die Türkei. Denn Öcalan liefere auch Denkanstöße, die nichts mit kurdischer Herkunft zu tun haben. Der Staat wolle aber nicht, dass die traditionellen, durch Patriachat, Kapitalismus und Nationalismus bestimmten Bewusstseinsstrukturen überwunden werden. „Dagegen gilt es weiter Widerstand zu leisten“, sagte Munzur. Nur so könne die Sackgasse aus Besatzung, Unterdrückung und Krieg überwinden.