Die Demokratischen Kräfte Syriens (QSD) stellen als multiethnisches Verteidigungsbündnis die vorderste Verteidigungslinie der basisdemokratischen, frauenbefreienden Revolution von Rojava und Nordostsyrien dar. Eine der Kommandant:innen der QSD ist Militan Çiya. Im ANF-Gespräch berichtet sie über die aktuelle Lage und die Perspektiven der QSD.
„Die Zivilbevölkerung leidet am meisten“
Çiya spricht von einem umfassenden Besatzungsplan der Türkei, dessen Bestanteile die Invasionen in Efrîn, Serêkaniyê und Girê Spî sind. „Die Zivilbevölkerung leidet am meisten unter den Invasionsangriffen des türkischen Staates. Zivilist:innen wurden getötet, verloren ihre Häuser und ihr Land. Sowohl materiell als auch immateriell zahlen die Menschen einen hohen Preis.“ Der türkische Staat agiere nicht allein, betont Militan Çiya, stattdessen seien die Angriffe Teil eines Konzepts, das über Plünderung und Besatzung hinaus über politische, diplomatische, soziale und militärische Dimensionen verfüge. Die Kommandantin folgert: „Daher hält der türkische Staat alle Arten von Methoden, von psychologischen Operationen bis hin zu militärischen Angriffen, für legitim.“
Schwerste Verbrechen an der Zivilbevölkerung
Çiya fährt fort: „Gleichzeitig finden alle Arten von Angriffen gegen die Bevölkerung in den besetzten Gebieten statt. Jeden Tag werden in den besetzten Gebieten Menschen gefoltert und die Würde der Bevölkerung wird mit Füßen getreten. Die Besatzungstruppen gehen unterschiedslos gegen Frauen, Kinder und alte Menschen vor. Es gibt Dutzende von Dokumenten über diese Gräueltaten. Die türkische Regierung hat jeden zum Terroristen erklärt. Selbst 70-Jährige sind demnach Terroristen. Auch der Bauer, der in seinem Garten arbeitet, ist ein Terrorist. Aus diesem Grund wurden auch kilometerweit von der Front entfernte Dörfer ins Visier genommen. Die Felder und Tiere, die Lebensgrundlage der Menschen wird ins Visier genommen. Zuletzt wurde im Dorf Safawiyê eine Familie ermordet. Mitten in der Nacht benutzten die türkischen Truppen die schwersten Waffen gegen eine Familie, die bereits seit Stunden schlief. Jeder hat diese Bilder gesehen.“
„Der Luftraum ist für die Türkei offen“
Über die militärische Lage sagt Çiya, dass es ständig zu Luftangriffen komme: „Die türkische Regierung sagt, wir sollten drei Kilometer von der M4 entfernt bleiben. Natürlich müsste die türkische Armee das auch tun, aber sie verstößt konsequent gegen diese Regel. Die Schnellstraße M4 ist täglich Ziel von Angriffen des türkischen Staates. Dörfer auf beiden Seiten der Straße liegen in Trümmern, weil die türkischen Truppen und ihre Söldner ständig angreifen. Aber es wird behauptet, der Luftraum sei geschlossen. So etwas gibt es nicht. Der türkische Staat kann jederzeit seine Aufklärungs- und Kampfflugzeuge aufsteigen lassen. Wie oft wurde versucht, das Gebiet hier zu infiltrieren. Allein auf der Linie zwischen Ain Issa und Mişerfa gab es fünf Versuche, hier am Boden vorzurücken. Ein Angriff, der Tage dauert, bei dem eine große Anzahl von Soldaten und Söldnern im Rücken warten, Konvois, schwere Waffen, Panzer bereitstehen und Aufklärungsflugzeuge über dem Gelände kreisen, kann nicht als kleine Infiltration abgetan werden. Es handelt sich um direkte Angriffe des türkischen Staates. Sein Ziel ist es, die Front zu durchbrechen, das Gebiet zu erobern und das besetzte Gebiet zu erweitern. Aber jeder dieser Angriffe stieß auf großen Widerstand der QSD und wurde abgeschmettert.“
„Kein Angriff bleibt unbeantwortet“
Çiya schließt: „Wir sind die Verteidigungskraft unseres Volkes, und wir werden unser Volk weiterhin schützen. Die Menschen, die in dieser Region Widerstand leisten und kämpfen, verteidigen ihren Boden und ihr Land. Natürlich gehen die Angriffe immer weiter. Wir als Verteidigungskräfte sind uns unserer Mission bewusst und bereit für alle Opfer, um diese Mission bis zum Ende zu erfüllen. Wir werden dafür sorgen, dass der türkische Staat nicht nur jeden Angriff, sondern auch das Eindringen auf unser Land bereuen wird."