Im nordsyrischen Kanton Şehba ist ein Dorfbewohner durch Artilleriebeschuss aus der Besatzungszone verletzt worden. Bei dem Mann handelt es sich um Yûnis Dawud aus der Ortschaft Umm al-Qura südlich von Tel Rifat. Der 33-Jährige wurde zunächst in das Avrîn-Krankenhaus in Fafîn gebracht, wo er notoperiert werden musste. Inzwischen wird er in einer Klinik in Aleppo behandelt, sein Zustand ist weiter kritisch. Im Haus von Dawud sind zwei Artilleriegranaten eingeschlagen. Sein vor dem Gebäude parkendes Fahrzeug brannte teilweise aus.
Die Angriffe der türkischen Armee und verbündeten Dschihadistenmilizen auf Umm al-Qura und weitere Dörfer in Şehba hatten am Freitagnachmittag eingesetzt und dauerten bis in die späten Abendstunden an. Am Samstag wurden die Bombardierungen vereinzelt fortgesetzt. Betroffen von den Attacken sind auch die Dörfer Umm al-Hoş, Herbel und Til Qiraq sowie das Zentrum des Bezirks Ehdas. All diese Orte befinden sich am Rande einer Verbindungsstraße zwischen Tel Rifat und Aleppo und wurden in den vergangenen Tagen mehrfach von den Besatzungstruppen ins Visier genommen. Ebenso waren zivile Siedlungsgebiete im angrenzenden Şêrawa in Efrîn bombardiert worden.
Der Wagen von Yûnis Dawud | Foto: ANHA
Ein weiterer Bewohner in Umm al-Qura, der von den Angriffen der türkischen Nato-Armee betroffen ist, ist Omer Şerîf. Der Kurde stammt eigentlich aus Efrîn und wurde im Zuge der Besatzung des ehemaligen Kantons vertrieben. Seit 2018 lebte er mit seiner Familie in Şehba. Jetzt befürchtet er, dass ihn das gleiche Schicksal erneut ereilt. Fünf Granaten seien in den letzten Tagen in unmittelbarer Umgebung seines Hauses eingeschlagen und hätten Löcher in die Mauern gerissen. „Die Nächte verbringen wir in gesicherten Unterkünften, nur tagsüber verbringen wir in unseren Häusern“, beklagt Şerîf.
Omer Şerîf | Foto: ANHA
Tel Rifat erstes Ziel neuerlicher Invasion
Şehba liegt östlich von Efrîn in einer wüstenähnlichen Region, die von der Außenwelt abgeschnitten ist. Das Umland wird von Syrien, der Türkei und protürkischen Milizen kontrolliert. Seit der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdoğan mit einer neuerlichen Invasion in den Autonomiegebieten von Nord- und Ostsyrien droht, eskalieren die Angriffe der türkisch-dschihadistischen Besatzungstruppen. Am Mittwoch konkretisierte Erdoğan seine Pläne für einen Großangriff auf Rojava und kündigte an, zuerst die Städte Minbic und Tel Rifat angreifen zu wollen.