15-Jährige bei Artillerieangriff auf Camp Şehba verletzt

Im Camp Şehba ist eine Jugendliche verletzt worden, als das Vertriebenenlager bei Tel Rifat von der türkischen Armee und angegliederten Söldnern bombardiert wurde. Die Angriffswelle betraf mehr als ein Dutzend Dörfer in der Region.

Im nördlichen Syrien ist eine 15-Jährige bei einem Angriff auf Camp Şehba verletzt worden. Die Jugendliche wurde am Arm verletzt, als das westlich von Tel Rifat gelegene Vertriebenenlager von der türkischen Armee und deren dschihadistischen Söldnern unter Artilleriefeuer gesetzt wurde. Die Verletzung sei nicht lebensbedrohlich und konnte vor Ort versorgt werden, teilte die Gesundheitsstation der Camp-Verwaltung mit.

Neben dem Şehba-Camp nahmen Besatzungstruppen auch weitere Orte im Kanton Efrîn-Şehba ins Visier. Insgesamt 16 Dörfer und kleinere Siedlungen in der Region seien am Freitagfrüh ins Visier genommen worden, vor allem Ortschaften in den nicht vollständig von der Türkei besetzten Kreisen Şera und Şêrawa. Das berichtete die in Rojava ansässige Nachrichtenagentur Hawarnews (ANHA) mit Verweis auf Angaben der „Befreiungskräfte Efrîns“ (HRE). Offenbar handelte es sich um Vergeltungsangriffe infolge eines durch die Widerstandsgruppe abgewehrten Durchbruchsversuchs.

Gegen fünf Uhr am Morgen versuchten Dschihadisten unter türkischem Kommando demnach, durch die Şera-Front ins nordostsyrische Autonomiegebiet einzudringen. Umgehend eingeleitete Gegenmaßnahmen der HRE mündeten in teils heftige Feuergefechte, infolge dieser eine unbekannte Zahl an Angreifern getötet oder verletzt worden sei. Nach dem Rückzug der Söldner begann „massiver Beschuss“ mit schweren Waffen, erklärte die Gruppe, die seit 2018 Widerstand gegen die Besatzung Nordsyriens leistet. Über das ganze Ausmaß der Schäden war zunächst nichts bekannt.

Camp Şehba befindet sich im Dorf Dêr Cemal (Dayr al Jimal) und gehört verwaltungstechnisch zum Kreis Şêrawa. Das Lager beherbergt derzeit etwa hundert Familien. War es 2018 zunächst für Menschen aus Efrîn eingerichtet worden, handelt es sich heute bei rund der Hälfte der Bewohnenden um Vertriebene aus den vom Regime kontrollierten Gebieten Syriens © ANHA


Internationales Schweigen zu türkischen Kriegsverbrechen

In der nördlich von Aleppo gelegenen Region Şehba leben Hunderttausende Vertriebene aus Efrîn. Mit dem neuen Gesellschaftsvertrag der Autonomieregion Nord- und Ostsyrien wurden beide Regionen zum Kanton Efrîn-Şehba erklärt. Efrîn galt früher als die sicherste Region im Bürgerkriegsland Syrien und ist seit März 2018 von der Türkei besetzt. Seitdem sind Gewaltszenen und Angriffe mit Toten und Verletzten fast täglich bittere Realität – nicht nur in Efrîn-Şehba. Die gesamte Demokratische Selbstverwaltung erlebt nach den verlustreichen Invasionen der Türkei und ihrer islamistischen Verbündeten in den Jahren 2018 und 2019 einen mal in niederer und mal höherer Intensität geführten Krieg – zusätzlich zu regelmäßigen Luftoffensiven, die bereits fast die komplette Infrastruktur der selbstverwalteten Gebiete lahmgelegt haben. Dass die Türkei bis heute unter systematischem Bruch des humanitären Völkerrechts an ihrem aggressiven Kurs festhalten und im Sinne ihrer imperialistischen Bestrebungen – die Ausweitung der Besatzungszone in Syrien – Kriegsverbrechen und Menschenrechtsverletzungen begehen kann, ist auch der internationalen Gemeinschaft geschuldet, die den systematischen Staatsterror ihres Partners gegen die Bevölkerung Nord- und Ostsyriens ignoriert.