Ein Gericht in der Türkei hat den kurdischen Journalisten Hakan Yalçın zu zwölf Monaten Haft und einer Geldstrafe von umgerechnet etwa 500 Euro verurteilt. Eine Strafkammer am Landgericht Ankara warf dem Mitarbeiter der Nachrichtenagentur Mezopotamya (MA) Sachbeschädigung öffentlichen Eigentums vor. Er habe die Fenstergitter einer Zelle im Hochsicherheitsgefängnis Sincan zersägt, als er dort unter Terrorverdachts einsaß, hieß es im Urteil des Gerichts.
Womit Yalçın die Fenstergitter einer Einzelzelle im Trakt B-15 für politische Gefangene im Knast von Sincan zersägt haben soll, geht aus dem Urteil nicht hervor. Der Journalist wies den Vorwurf zurück. Er habe lediglich ein Fliegengitter eingerissen, um nach einem Asthmaanfall in der stickigen Isolationszelle nach Luft zu schnappen. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. Yalçıns Verteidiger Ömer Faruk Yazıcı kündigte bereits Berufung an.
Yalçın befand sich von Oktober 2022 bis Mai 2023 zusammen mit acht weiteren Medienschaffenden in der Tradition der freien kurdischen Presse wegen des Vorwurfs der Mitgliedschaft in der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) im nordwestlich von Ankara gelegenen Gefängnis Sincan in Untersuchungshaft. Angeklagt in dem weiter anhängigen Verfahren sind insgesamt zwölf Journalistinnen und Journalisten, ihnen drohen bis zu 15 Jahre Haft. Menschenrechtsorganisationen kritisieren den Prozess als politisch motiviert.