Luftangriff auf Gebäude des Zivilrats von Minbic

Die türkische Luftwaffe hat das Gebäude des Zivilrats von Minbic bombardiert – offenbar, um ihre SNA-Söldner zu entlasten. Auch eine strategische Brücke, die als Verbindungsglied zwischen Minbic und Kobanê gilt, wurde angegriffen.

Hauptgebäude der Verwaltungsbehörde getroffen

Die türkische Luftwaffe hat das Gebäude des Zivilrats von Minbic (Manbidsch) bombardiert. Ein Kampflugzeug habe am Sonntagnachmittag um etwa 17.00 Uhr Ortszeit (15.00 Uhr MEZ) Bomben auf das Hauptgebäude der Verwaltungsbehörde im Zentrum der Stadt abgeworfen, sagte der Pressesprecher der Volksverteidigungseinheiten (YPG), Siyamend Ali. Zu möglichen Opfern äußerte er sich zunächst nicht. Erst wenige Stunden vor dem Bombardement hatte sich ANF-Korrespondent Nazım Daştan für ein Interview mit Vertretern der Kantonsverwaltung in dem Gebäude ausgehalten. 

Die Militärverbände in Minbic werten den Luftangriff unterdessen als Entlastung für die „Syrische Nationalarmee“ (SNA) – eine Koalition reaktionärer, islamistischer und fundamentalistischer Milizen, die von der Türkei bezahlt, ausgerüstet und trainiert wird und als Proxy-Armee des türkischen NATO-Staates an der Besatzung von Teilen Nord- und Ostsyriens beteiligt ist. Seit Tagen greifen SNA-Söldner Minbic an, um die Stadt im gleichnamigen Kanton zu besetzen. Seit gestern eskalieren die Angriffe, die aus nördlicher, westlicher und südlicher Richtung stattfinden.

Früher am Tag hatte der Militärrat des selbstverwalteten Kantons mitgeteilt, dass Dschihadisten heute mit Panzerwagen und Unterstützung der türkischen Armee bis zum südlichen Stadtrand vorgerückt seien und dabei auf einen Hinterhalt des Verbands gestoßen sind. Zeitgleich wurden Schläferzellen innerhalb der Stadt aktiviert, um Angst und Chaos zu verbreiten und psychologischen Druck auszuüben. Die Mitglieder des Militärrats, der Teil der Demokratischen Kräfte Syriens (QSD) ist, lieferten sich am Eingang der Stadt heftige Kämpfe; es wird von „dutzenden“ getöteten und verletzten Söldnern berichtet. Diese zeigen auch Videos, die in sozialen Medien veröffentlicht wurden.

Am Abend bekräftigte der Verband ein weiteres Mal seinen Widerstand gegen eine mögliche Besetzung Minbics. Alle bisherigen Versuche, Minbic zu überrennen, seien „zerschlagen“ worden, es fänden nach wie vor Auseinandersetzungen statt. Außerdem wies der Militärrat Berichte zurück, wonach SNA-Fraktionen die Kontrolle über die Region übernommen hätten. Es handele sich um „Falschmeldungen mit Quelle Ankara“ mit der Absicht, Verwirrung zu stiften, hieß es in einer Mitteilung. Darin informierte der Militärrat auch von der Türkei zugeschriebenen Drohnenangriffen auf die Qereqozax-Brücke im Süden von Kobanê. Die Brücke gilt als wichtige Verbindung zwischen den Kantonen Firat und Minbic und war erst vor wenigen Tagen von der türkischen Armee bombardiert worden. Wie hoch der Schaden ist und ob die Brücke überhaupt noch passiert werden kann, ist derzeit nicht bekannt.