Italien fordert Entlassung von in Iran inhaftierter Journalistin
Die italienische Journalistin Cecilia Sala wollte in Iran Interviews führen, nun sitzt sie im berüchtigten Evin-Gefängnis in Einzelhaft. Was ihr zur Last gelegt wird, ist unklar.
Die italienische Journalistin Cecilia Sala wollte in Iran Interviews führen, nun sitzt sie im berüchtigten Evin-Gefängnis in Einzelhaft. Was ihr zur Last gelegt wird, ist unklar.
Italiens Regierung verlangt von Iran die Freilassung einer Journalistin, die seit mehr als einer Woche im berüchtigten Teheraner Evin-Gefängnis in Einzelhaft sitzt. Ministerpräsidentin Giorgia Meloni kündigte an, die Reporterin „so schnell wie möglich nach Hause“ holen zu wollen.
Die 29-jährige Cecilia Sala, die für die Tageszeitung „Il Foglio“ und das Podcastunternehmen Chora Media arbeitet, wurde am 19. Dezember in Teheran von der Polizei verhaftet. Eigentlich wollte sie am Tag danach zurück nach Italien. Sie war in Iran, um eine Reihe Interviews zu führen. Nach italienischen Angaben hatte sie für ihren jetzigen Aufenthalt auch ein Arbeitsvisum. Unklar blieb zunächst, was ihr konkret zur Last gelegt wird.
Sala gilt als Iran-Kennerin. Sie war schon mehrfach in dem Land. In Italien ist sie vor allem durch den Podcast namens „Stories“ bekannt, auf Instagram folgen ihr mehr als 400.000 Menschen. Chora Media teilte mit, die Nachricht von der Verhaftung der Journalistin sei nicht sofort veröffentlicht worden, da ihre Familie und die italienischen Behörden gehofft hätten, durch Stillschweigen ihre rasche Freilassung zu erreichen. Außenminister Antonio Tajani bat bei der Berichterstattung über den Fall um Zurückhaltung.
Cecilia Sala © Chora Media
Spekulationen um Verhaftungsgrund
Italienische Zeitungen spekulieren darüber, dass die Verhaftung Salas im Zusammenhang mit Spannungen zwischen Italien und Iran stehen könnte. In der vergangenen Woche hat die Regierung Teherans einen hochrangigen italienischen Diplomaten und den Schweizer Botschafter, der die Interessen der USA vertritt, wegen der Verhaftung zweier iranischer Staatsangehöriger einbestellt. Einer der Männer wurde auf Ersuchen der USA in Italien verhaftet, weil er in Waffenhandel verwickelt sein soll.
Besuch von italienischer Botschafterin
Nach Angaben des italienischen Außenministeriums konnte Sala seit ihrer Verhaftung zwei Telefonate führen: eines mit ihrer Mutter und eines mit ihrem Lebensgefährten, ebenfalls ein Journalist. Im Gespräch mit ihrem Partner versicherte sie demnach, es gehe ihr gut. Allerdings gibt es Zweifel, ob sie offen reden konnte. Am Freitag bekam die Journalistin zudem Besuch von der italienischen Botschafterin in Iran. Im Evin-Gefängnis sind viele politische Gefangene inhaftiert. Unter den Insassinnen im Frauentrakt sind auch die Kurdinnen Varisheh Moradi und Pakhshan Azizi, die vom Mullah-Regime zum Tode verurteilt wurden.